Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) spricht sich dafür aus, die 2009 auslaufende Förderung der Altersteilzeit in heutiger Form nicht weiter zu verlängern. Grund: Das fast ausschließlich genutzte Blockmodell gebe falsche Signale und reduziere den Druck auf die Unternehmen, rechtzeitig Konzepte für ein altersgerechtes Arbeiten zu entwickeln. Nicht der vorzeitige Ausstieg aus dem Erwerbsleben, sondern der lange Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit solle gefördert werden, fordert die IAB-Arbeitsmarktforscherin Susanne Wanger in ihrer Studie.Das Ziel der Altersteilzeit war ursprünglich, älteren Arbeitnehmern einen gleitenden Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand zu ermöglichen. „Tatsächlich ist die Altersteilzeit jedoch in der Regel nicht, was ihr Name verspricht“, stellt Wanger fest. Nur jeder zehnte Altersteilzeitbeschäftigte arbeitet im Teilzeitmodell weiter, neun von zehn nutzen dagegen das Blockmodell zu einem vorzeitigen Ausstieg aus dem Arbeitsleben. Im Teilzeitmodell reduziert der Arbeitnehmer über den gesamten Zeitraum seine Arbeitszeit auf 50 %. Im Blockmodell leistet er in der ersten Hälfte des Zeitraums wie bisher seine volle Arbeitszeit und wird in der zweiten Hälfte freigestellt.
Ende 2007 befand sich jeder sechste der 55- bis 64jährigen Beschäftigten in Altersteilzeit – insgesamt über eine halbe Million Menschen. Vor allem Angestellten in Büroberufen dient die Altersteilzeit als Weg in den vorzeitigen Ruhestand. Unterdurchschnittlich vertreten sind dagegen Arbeiter und Beschäftigte in Berufen mit hohen körperlichen Belastungen. „Da diese Berufe in der Regel niedriger entlohnt werden, können sich die Beschäftigten hier die Altersteilzeit eventuell nicht leisten“, schreibt Wanger in ihrer Studie.
Vor allem in Großbetrieben mit ausgeprägter Tarifbindung wie im verarbeitenden Gewerbe und der öffentlichen Verwaltung ist die Altersteilzeit verbreitet. Allein auf die Betriebe mit mehr als 1000 Beschäftigten entfällt ein Drittel der Altersteilzeitbeschäftigten – ihr Beschäftigtenanteil ist knapp halb so groß. In den kleineren Betrieben liegt der Altersteilzeitanteil dagegen deutlich unter ihrem Beschäftigtenanteil. So finden sich in Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten nur knapp 15 % aller Personen in Altersteilzeit, obwohl dort fast 40 % aller älteren Arbeitnehmer beschäftigt sind.
Bei bis zu einem Drittel der Fälle ermöglicht die Altersteilzeit die Einstellung eines sonst arbeitslosen Arbeitnehmers oder die Übernahme eines Auszubildenden, geht aus der IAB-Studie hervor. Insgesamt zahlte die Bundesagentur für Arbeit dafür seit 1996 Zuschüsse von mehr als 8,5 Milliarden Euro. Zwei Drittel der Betriebe verzichten jedoch auf die Förderung und nutzen die Altersteilzeit zum sozialverträglichen Personalabbau oder zum Verjüngen der Belegschaft.
Die IAB-Studie steht in Form der Ausgabe 8/2009 des IAB-Kurzberichts als kostenloser Download zur Verfügung. (idw/ml)