Vor allem Berufseinsteiger wissen Weiterbildungsangebote eines Arbeitgebers sehr zu schätzen. Das ergab die Studie Motivieren, Binden, Weiterbilden der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW) in Berlin. Experten raten Unternehmen daher, stärker als bisher in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Das helfe im sich verschärfenden Kampf um die hellsten Köpfe. Die Umfrage zur Studie zeigt aber auch, dass das Interesse an einer zusätzlichen Qualifizierung mit zunehmendem Alter nachlässt.
Laut der DUW-Umfrage sind Weiterbildungsangebote für 43 % der 25- bis 35-jährigen Erwerbstätigen am Arbeitsplatz sehr wichtig. 60 % dieser Altersgruppe halten sie sogar für ausschlaggebend bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber. Prof. Dr. Ada Pellert, Präsidentin der DUW mahnt die Unternehmen daher: „Unternehmen müssen ihre Mitarbeiterbindungs- und Personalentwicklungsstrategien auf diesen Aspekt überprüfen, wenn sie Nachwuchskräfte gewinnen, motivieren und langfristig binden wollen“, denn Arbeitgeber, die Weiterbildungsmöglichkeiten bieten, seien begehrt.
Von allen Befragten würde mehr als die Hälfte (54 %) einen neuen Arbeitgeber gezielt danach aussuchen. Unternehmen, die ihre Weiterbildungsangebote in ihre Personalentwicklungsstrategie integrieren, haben zudem gute Chancen, im Kampf um die besten Köpfe zu punkten, denn 19 % der befragten Erwerbstätigen sind mit den Weiterbildungsmöglichkeiten in ihrem aktuellen Job unzufrieden. Bei der Altersgruppe zwischen 36 und 45 sagen dies sogar 21 %.
Mit zunehmendem Alter verliert Weiterbildung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jedoch an Bedeutung: Nur noch 30 % der Befragten, die 36 Jahre und älter sind, halten sie für „sehr wichtig“. Gefragt nach der Bedeutung von Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten ist der Unterschied noch deutlicher: So schätzen 37 % der 25- bis 35-Jährigen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten als „sehr wichtig“ ein.
Von den 56- bis 65-Jährigen sind aber nur noch 17 % dieser Meinung. Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels seien die Unternehmen aber auf Mitarbeiter angewiesen, die auch mit 50 plus noch an ihrer beruflichen Weiterentwicklung interessiert sind, mahnt Pellert. Tatsächlich nimmt die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland seit 2008 kontinuierlich ab. Dr. Denis Anic, bei VW zuständig für die strategische Unternehmensplanung im Bereich Pkw, stützt die Einschätzung Pellerts. So seien bei VW Weiterbildungsangebote bereits feste Bausteine im Rahmen der Employer-Branding-Strategie.
Die Potenziale von Weiterbildung als Motivationsfaktor und zur Steigerung der Attraktivität von Arbeitgebern seien aber noch lange nicht ausgeschöpft, urteilen Experten, die für die DUW-Studie interviewt wurden. Sie sehen die Arbeitgeber in der Pflicht – insbesondere, wenn es um die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht. „Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer machen seltener Weiterbildungen als jüngere“, beobachtet Dr. Matthias Meifert, Director und Partner bei Kienbaum Management Consultants:
„Diesen Trend müssen die Verantwortlichen umkehren. Denn die Belegschaften werden in Zukunft immer älter. Auch die Berufserfahrenen brauchen immer wieder Perspektivenwechsel, um im Job fit zu bleiben.“
Noch werde zu wenig in diese Arbeitnehmer investiert. Doch die berufserfahrenen Kolleginnen und Kollegen gewinnen immer mehr an Bedeutung – und damit die Frage, wie sie als motivierte Mitarbeiter an die Unternehmen gebunden werden können. „Viele investieren nicht genug in die ältere Belegschaft. Weiterbildungsangebote richten sich häufig an die jüngeren Kollegen“, mahnt Prof. Dr. Hugo M. Kehr, Psychologe und Personalberater.
Pellert warnt die Arbeitgeber, sie müssten sich in Zukunft gleichzeitig auf zwei Arbeitnehmergenerationen einstellen, die völlig unterschiedliche Vorstellungen vom Lernen und Arbeiten haben. Sie rät: „Ein attraktiver Arbeitgeber begleitet Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlang ihrer individuellen Lebensphasen und macht ihnen jeweils passende Weiterbildungsangebote.“ (Quelle: DUW/ml)