Was Breitbandprojekte teuer macht, sind in aller Regel die Tiefbaukosten. Mitunter sind jedoch gerade in entlegeneren Gegenden die unterversorgten Einwohner selbst weiträumige Grundeigentümer – und maschinengewohnte Landwirte obendrein. Die Anwohner in den Ortsteilen Unter- und Oberwindering der oberbayerischen Gemeinde Vogtareuth nahmen die Sache daher selbst in die Hand, um endlich an einen ordentlichen Glasfaseranschluss zu kommen. Sie verhandelten Konzept und Finanzierung und schlossen die letzte Deckungslücke durch Eigenleistung.
Bereits 2011 hatte die Gemeinde auf Betreiben ihres Dritten Bürgermeisters Rudolf Leitmannstetter die Breitbandförderung Bayern beantragt und auch genehmigt bekommen. Das eingeholte Angebot ließ jedoch eine Deckungslücke von rund 40.000 Euro offen und Vogtareuth sah sich nicht in der Lage, diese Last zu stemmen. Stattdessen beschloss der Gemeinderat nach zähem Ringen, pro Hausanschluss 750 Euro zuzuschießen. Es blieben damit aber noch immer ca. 25.000 Euro für die Anwohner zu schultern.
An diesem Punkt taten sich die Anlieger zusammen – angeschoben durch eine Info-Veranstaltung des CSU-Ortsvorsitzenden – und erarbeiteten mit dem Anbieter ip-fabric ein eigenes Restfinanzierungskonzept, das v.a. an den bei der Glasfaserverlegung entscheidenden Tiefbaukosten ansetzte: So wird nun die komplette Kabelverlegung über 3000 m in Eigenleistung durch die Unter- und Oberwinderinger erbracht – und genau damit schließen sie die restliche Deckungslücke eines Projekts im Umfang von 140.000 Euro Gesamtkosten. Die ip-fabric als späterer Netzbetreiber zieht dann im Wesentlichen nurmehr die Glasfaser selbst ein.
Möglich ist das, weil die Strecke duchwegs über Privatgrund der größtenteils bäuerlichen Anwesen führt – dem stimmten sämtliche betroffenen Landwirte und Anwohner zu. Als unabdingbar erwies sich ferner die massive Unterstützung der Gemeinde bei den notwendigen verkehrsrechtlichen Anordnungen sowie die sehr kooperative Zusammenarbeit mit dem örtlichen Energieversorger, der EG Schonstett.
Insofern hat das Breitbandprojekt Unter- und Oberwindering durchaus Modellcharakter: als eine Lösung für langfristig tragfähige Glasfaserprojekte im absolut ländlichen, bäuerlich geprägten Bereich – für 20 Häuser, die sonst nie ein arbeitsfähiges Netz bekommen hätten. Momentan sind die Ortsteile mit unter 400 kBit/s praktisch abgehängt, die Zukunft wird ein Highspeed-Anschluss mit 25.0000 kBit/s sein. Die ersten Datenpakete sollen planmäßig Ende Oktober 2013 durchs Netz sausen. (red)