Sven Kramer ist Geschäftsführer der PEAG Personal GmbH und kennt den Zeitarbeitsmarkt aus Unternehmersicht. Er ist mit den vorläufigen Ergebnissen der Koalitionsgespräche zwischen CDU/CSU und SPD alles andere als glücklich. Statt die Lage der Arbeitnehmer in der Zeitarbeitsbranche zu verbessern, werden die von den Koalitionären vereinbarten Maßnahmen wieder mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit treiben, glaubt Kramer.
Ein Unsinn sei die im Koalitionsvertrag festgelegte Begrenzung der Überlassungsdauer von Arbeitnehmern auf maximal 18 Monate, klagt Dipl.-Wirtschaftsjurist (FH) Sven Kramer. Viele Kunden von Zeitarbeitsfirmen würden qualifizierte Leiharbeitskräfte gerne länger beschäftigen. Werde dieser Beschluss von der künftigen Großen Koalition umgesetzt, müssen Zeitarbeitsunternehmen ihren Mitarbeitern in Zukunft nach 18 Monaten ohne sachlichen Grund einen Wechsel der Arbeitsstätte zumuten, warnt der Experte. Diese Regelung werde im Übrigen nicht dazu führen, dass die betreffenden Arbeitskräfte vom Kunden übernommen werden, glaubt Kramer. In der Praxis finde erfahrungsgemäß lediglich ein Wechsel der Leiharbeitskräfte statt.
Aber nicht nur die geplante Einschränkung der Überlassungsdauer für Zeitarbeiter auf 18 Monate ist Sven Kramer ein Dorn im Auge, auch der geplante branchenübergreifende Mindestlohn ist aus seiner Sicht für den deutschen Mittelstand kontraproduktiv. Besser geeignet zur Vermeidung menschenunwürdiger Niedriglöhne wäre z.B. ein Kombilohn, so Kramer. Dies würde die Betroffenen aktiv im ersten Arbeitsmarkt halten, statt sie in die Abhängigkeit einer staatlichen Alimentierung zu zwingen.
Insgesamt – so die Befürchtung Kramers – werden die im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Regelungen lediglich zu mehr Bürokratie führen, ohne die Situation der Leiharbeitskräfte zu verbessern. (ml)