Offener Brief an die Künstlersozialkasse (KSK)

Wenn Abgaben Zeit und Nerven kosten

Von Thomas Jannot, just 4 business GmbH

Immer wieder erreichen uns Berichte wie zum Beispiel der von Ralph Novak über
bedauernswerte Erfahrungen, die Gründer von kleinen Unternehmen mit Unwägbarkeiten machen, die in keinem Business Plan vorgesehen sind. Neben offenkundiger Abzocke und subtilen Stolperfallen sind es häufig auch vermeintlich harmlose Schreiben von Behörden oder Organisationen, die sehr viel Zeit, Geld und Nerven kosten. Zum sprichwörtlichen Abschluss des Jahres 2007 hat es den Geschäftsführer und Herausgeber des MittelstandsWiki selbst erwischt, weshalb er sich in dem folgenden Brief seinen Frust von der Seele schrieb:

Sehr geehrte Damen und Herren von der Künstlersozialkasse,

hiermit bestätige ich Ihnen, dass mich keine Behörde so sehr verärgert wie Ihre Organisation. Das schafft nicht mal die GEZ. Die schreibt nur kurze schmerzhafte Briefe, auf die ich mit kurzen und schmerzlosen Zahlungen reagieren kann.

Als ich vor Jahren als freischaffender Journalist Ihrem Verein beitreten wollte, reagierten Sie erst nach Monaten mit Formschreiben auf mein Anliegen, ohne auf meine konkreten Fragen einzugehen. Einziges Ziel schien es zu sein, mich möglichst nicht als Versicherten zu gewinnen, sondern den Inhaber meiner GbR zur Kasse zu bitten. Der Schriftverkehr mit Ihnen gestaltete sich über lange Monate derart zäh, dass ich es vorzog, im Falle eines Versicherungsfalles lieber nichts mit Ihrer Kasse zu tun haben zu wollen.

Inzwischen ist aus der kleinen GbR eine kleine GmbH geworden. Die Rechtsform hat sich geändert und damit der bürokratische Aufwand: Das „Amtsgericht Traunstein“, das „Finanzamt Rosenheim“, die „Großhandels- und Lagerei-Berufsgenossenschaft“ (GroLa BG) in Mannheim, die „Gebühreneinzugszentrale der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland“ (GEZ), das „Deutsche Patent- und Markenamt“ in München, die „Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern“ (IHK), das „Bundeszentralamt für Steuern“ in Saarlouis sowie die AOK Bayern, die Agentur für Arbeit und die Stadt Bad Aibling – alle wollen alles ganz genau wissen, weshalb in einigen Fällen zusätzlich Notare, Steuerberater, Rechtsanwälte und die Hausbank einzubeziehen sind.

Der Schriftverkehr mit diesen Institutionen gestaltet sich in der Regel zwar staubtrocken, unterm Strich jedoch professionell freundlich und ist mit etwas Wohlwollen in angemessenen Fristen durchaus zu bewältigen.

In Ihrem Fall ist das anders. Zwar habe ich für das vergangene Jahr mehrere Tausend Euro an die Künstlersozialkasse abgeführt und leiste für das laufende Jahr monatliche Vorauszahlungen, obwohl die wenigsten meiner Freiberufler bei Ihnen versichert sind. Die zusätzlich zu erwirtschaftenden Abgaben schützen mich jedoch nicht vor einem erneuten zähen Schriftverkehr mit Ihnen. Sie schreiben in einem Ton, der mich wütend macht. Sie stützen sich auf eine Art und Weise auf Gesetze und Paragrafen, die den Eindruck erweckt, dass Sie in mir einen Feind sehen. So wie Sie kommunizieren, müssen Ämter vor Jahrzehnten gedacht haben, als sie sich noch als Vormundschaft ihrer Bürger sahen.

Ihre Hinweise zu den auszufüllenden Fragebögen sind so formuliert, dass ich in jedem Nebensatz eine Hintertür erkenne, die es Ihnen erlaubt, aus jeder freiwilligen Selbstangabe weitere Gebühren zu ziehen.

Die Beantwortung Ihrer Fragen benötigt mindestens einen halben Tag Zeit, die ich niemandem in Rechnung stellen kann. Das könnte ich akzeptieren, wenn Sie mir nicht unter Androhung von noch höheren Gebühren eine Frist setzen würden, die zwischen den Feiertagen liegt. Sie zu bedienen und Kopien von Dokumenten mit vertraulichsten Angaben zum Beweis meiner Ehrlichkeit durch ganz Deutschland zu schicken, sind nun mal nicht die zentralen Prioritäten meiner Ressourcen.

Aus diesem Grund habe ich diesen Brief geschrieben. In der Hoffnung, dass ich zwischen Weihnachten und Neujahr nicht der einzige bin, der nach getaner Arbeit Organisationen wie die Ihre zufrieden stellen muss. Neue kalkulierbare Aufträge sind dadurch jedenfalls nicht sicherer geworden.

Keine Sorge, Sie werden Ihre Formulare bekommen, sobald alle anderen Arbeiten vom Tisch sind und ich eine Möglichkeit zum Einsparen der Zeit und Kosten für Sie gefunden habe.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Jannot
Herausgeber

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