Das Rating der Kreditwürdigkeit von Unternehmen nach Basel-II-Kriterien spaltet den Mittelstand. Der Meinungsstreit entzündet sich scheinbar an der nüchternen Kostenfrage, spiegelt aber in Wahrheit den Streit zweier Unternehmensphilosophien – Bauch gegen Kopf – wieder. Gerade im Mittelstand setzen viele Unternehmer auf das Bauchgefühl als Leitgröße für Entscheidungen. Das Rating fordert aber sachliche Analysen, wie sie bisher fast ausschließlich in großen Unternehmen üblich waren.
Tatsache ist, dass viele mittelständische Unternehmen genau dann scheitern, wenn im Zuge des eigenen Wachstums sowohl die Marktaktivitäten als auch die Betriebsstrukturen unübersichtlich werden und das Bauchgefühl zu überfordern beginnen. In der Regel findet dieser Übergang bei Betriebsgrößen zwischen 100 und 500 Mitarbeitern oder mehr als drei Niederlassungen statt.
Wer sich dieser Schwelle bewusst ist, erkennt die Chance, die das Rating bietet, diese gefährliche Hürde zu nehmen. Anders als in der Diskussion oft zu hören, profitieren vor allem kleinere Betriebe mit Wachstumspotenzial vom Rating auf geradezu existenzielle Weise. Allerdings nur dann, wenn für das Rating Werkzeuge eingesetzt werden, die für das Tagesgeschäft taugliche Daten liefern. Alltagstaugliche E-Business-Systeme wie zum Beispiel von Oracle sind zwar teurer als ausschließlich auf die Ratinganforderungen zugeschnittene Tools. Dennoch sollten bei der Planung der Ratinginstrumente die Anforderungen des laufenden Geschäfts Vorrang vor dem Bestreben haben, die Ratingkosten möglichst klein zu halten. (ml)