Ein brisantes Thema greift der Finanzexperte der Aktionsgemeinschaft Wirtschaftlicher Mittelstand (AWM), Vizepräsident Konrad Löcherbach in einer Pressemeldung auf: die neuen Bilanzierungsregeln des International Accounting Standards Board (IASB) und deren Auswirkung auf kleine Firmen in Deutschland.
Löcherbach sieht in ihnen einen gezielten Angriff der amerikanischen und englischen Wirtschaft auf deutsche Unternehmen. Schon Basel II sei seiner Interpretation nach der Versuch, amerikanischen Rating-Agenturen Zugriff auf deutsche Unternehmen zu ermöglichen. Die neuen Bilanzierungsregelungen des IASB sieht Löcherbach so: "Die neuen Standards aus London sehen vor, dass Personengesellschaften das Eigenkapital ihrer Inhaber als Fremdkapital ausweisen müssen. Wenn sich dies durchsetzt, bekommt kein mittelständisches Unternehmen mehr einen Bankkredit. Die deutschen Unternehmen sollen mit Bilanztricks fertiggemacht werden."
Das sei ein Versuch, das schon mit Basel II angepeilte Ziel durch die Hintertür zu erreichen. "Das Eigenkapital deutscher Unternehmen wird mit einem Federstrich zu Fremdkapital. Zwar besteht kein Zwang für die KMU nach den neuen Standards zu bilanzieren; aber London will von der Anwendung seiner Bilanzierungsstandards die Kreditvergabe durch die Bank abhängig machen". Die City of London werde "sicher massiven Druck auf die Bankenwelt ausüben". Die Bundesregierung müsse schnell handeln.
MittelstandsBlog meint: Der Vorwurf einer Verschwörung gegen den deutschen Mittelstand (ein solcher wird zumindest zwischen den Zeilen unterstellt) ist schon sehr gewagt. Unabhängig davon aber lohnt ein strenger Blick unserer Politiker auf solche Neuregelungen und ihre realen Folgen immer, denn die Bedenken von Löcherbach bezüglich der konkreten Auswirkungen sind in der Tat nicht ganz von der Hand zu weisen. (ml)