Bremsen statt fördern? Nach dem relativ einhelligen Lob aus dem Mittelstand für die vorgesehene Streichung des Herkunftslandprinzips in der EU-Dienstleistungsrichtlinie, hier zum Nachdenken zwei interessante Gegenstimmen: Rémi Redley, Verbandspräsident des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater BDU e.V., warnt vor überzogenen Erwartungen an den ausgehandelten Kompromiss und nennt ihn einen unnötigen „Kniefall vor den Gewerkschaften“. Protektionistische Maßnahmen hätten noch nie für einen dauerhaften Schutz vor Wettbewerb gesorgt. Im Gegenteil, „sie verzögern nur überfällige Reformen und Marktanpassungen“, so der BDU-Präsident. Der Kompromiss würde nur die Nutzung unklarer und zumindest halblegaler Möglichkeiten zementieren. Zudem erschwere er den Export von Dienstleistungen in andere EU-Märkte.
Der Osteuropaexperte und Vorsitzende des BDU-Fachverbandes Business Consultants International (BCI), Dr. Klaus Richter formuliert es konstruktiver: Statt einer Abschottung der nationalen Märkte zu betreiben, solle man die Harmonisierung von Standards auf europäischer Ebene voranzutreiben und die Mitgliedstaaten schärfer auf die Umsetzung verpflichten. Parallel hierzu hätte die Beibehaltung des Herkunftslandprinzips einen Schub für die grenzüberschreitende Abstimmung der nationalen und europäischen Behörden ausgelöst. Dieser falle jetzt ganz oder nur sehr schwach aus. (ml)