Deutsche Unternehmen sehen sich verstärkt im eigenen Land mit neuen Wettbewerbern aus Niedrigkostenländern, vor allem aus Asien konfrontiert. Das ist das alarmierende Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group (BCG). Sie stellt die »100 New Global Challengers« aus China, Indien, Brasilien und Mexiko vor, die zum Sprung nach Europa ansetzen.
Diese Internationalisierungspioniere sind von 2000 bis 2004 durchschnittlich um 24 Prozent gewachsen und erzielen fast ein Drittel ihres Umsatzes im Ausland. Sie beschäftigen 4,6 Millionen Mitarbeiter, setzten im Jahr 2004 715 Milliarden US-Dollar um und erreichen Umsatzrenditen von bis zu 20 Prozent. Ihre Aktienrendite von Januar 2000 bis März 2006 betrug 150 Prozent. Ihr Investitionsvolumen und ihre Einkaufsmacht ist riesig: 2004 investierten sie 110 Milliarden US-Dollar und gaben 9 Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung aus; sie kauften Rohstoffe und Energie für 200 Milliarden, Bauteile für 50 Milliarden und Dienstleistungen für 40 Milliarden US-Dollar.
Selbst einige der großen unter den 100 sind fast unbekannt, wie zum Beispiel Hisense aus China oder Nemak aus Mexiko. 44 der vorgestellten Firmen kommen aus China, 21 aus Indien, 18 aus Brasilien und Mexiko, der Rest aus Ägypten, Russland und der Türkei. Die neuen Konkurrenten agieren in fast allen Industriezweigen, besonders aber in den Bereichen Automobil, Maschinenbau, Konsumgüterelektronik und Energie/Rohstoffe. Ihre Expansionskraft basiert auf einer Führungsposition in großen, geschützten Heimatmärkten, die eine hohe Kapazitätsauslastung und stabile Einnahmequellen garantieren und dadurch erst risikoreichere Investitionen in anderen Ländern ermöglichen.
Deutsche Unternehmen sollten mögliche Konkurrenten aus den Emerging Markets frühzeitig unter Beobachtung nehmen: Welche Strategien verfolgen sie, was sind ihre Stärken und Schwächen? Wo greifen sie an? Abwehrstrategien können sehr unterschiedlich ausfallen: Eine gezielter Angriff im Heimatmarkt der Herausforderer oder eigene Akquisitionen können ebenso sinnvoll sein wie eine strategische Partnerschaft. Weitere Details der Studie gibt es hier. (ml)