Deutsche Familienunternehmen stehen vor einem gravierenden Wandel, denn nur jedes dritte Unternehmen soll nach dem Rückzug der gegenwärtigen Eigentümergeneration im Familienbesitz bleiben, wie aus der gestern in Frankfurt vorgestellten Studie „Familienunternehmen Deutschland 2006“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht. Die Studie beschreibt eine Reihe von Problemen, die Familienunternehmen meistern müssen. Besonders ungelöste familiäre Auseinandersetzungen über Unternehmensstrategie, Managementbeteiligung und Gewinnverwendung bedrohen die Unternehmensnachfolge.
Die besonderen Führungs- und Gesellschafterkonstellationen in Familienunternehmen führen häufig zu Diskussionsbedarf, den es in dieser Form in anderen Unternehmen nicht gibt. Streitpunkte sind die Unternehmensstrategie, die Gewinnverwendung und Ansprüche der Familienmitglieder auf eine aktive Beteiligung an der Unternehmensgestaltung. Jeder dieser Aspekte wurde von 29 Prozent der Befragten als Konfliktgrund genannt. Über die Rolle angeheirateter Familienmitglieder gibt es immerhin in 15 Prozent der Unternehmen Auseinandersetzungen.
Gefordert ist eine Family Governance, die ein gemeinsames Werte- und Zielsystem mit Regeln zur Konfliktbearbeitung umfasst. Ein wertvolles Umsetzungsinstrument ist der Familienrat, den immerhin jedes dritte befragte Unternehmen eingerichtet hat, sei es als Gesellschafterversammlung, Gesellschafterausschuss, Beirat oder Aufsichtsrat. Über 80 Prozent aller Familienunternehmen besitzen allerdings kein Konfliktlösungsverfahren.
Die Lösung von Konflikten ist aber in der Phase der Unternehmensnachfolge von besonderer Bedeutung. Knapp die Hälfte der deutschen Familienunternehmen steht in den kommenden fünf Jahren vor einem Eigentümerwechsel. Über 50 Prozent der gegenwärtigen Familienunternehmer planen einen Verkauf, weitere 15 Prozent schwanken noch zwischen Verkauf und Weiterführung durch Familienmitglieder. Nur jedes dritte Unternehmen soll in Familienbesitz bleiben.
Mit einem Wechsel des Managements haben sich bereits knapp 70 Prozent auseinander gesetzt. Von diesen suchen 56 Prozent auch außerhalb der Familie nach geeigneten Führungskräften. Bei der Auswahl der künftigen Unternehmensführung verlassen sich 76 Prozent der Befragten auf die Meinung der übrigen Familienmitglieder beziehungsweise auf die Expertise ihrer Berater. Headhunter und externe Beratung nutzen lediglich 15 beziehungsweise zwölf Prozent der befragten Familienunternehmen.
Für die Studie „Familienunternehmen Deutschland 2006“ befragte PwC über 1.000 europäische und 107 deutsche Unternehmen in Familienbesitz. Sie steht per Download als kostenlose PDF-Broschüre zur Verfügung. (ml)