Während am Markt virtueller Mobilfunkbetreiber (MVNO) in Europa nun auch Premium-Anbieter mit zielgruppenspezifischen Diensten die Angebotspalette erweitern, findet laut einer aktuellen Studie des Marktforschungsinstitutes Strategy Analytics am US-Markt bereits eine erste Konsolidierung statt. MVNOs wie Helio oder Mobile ESPN, die in den vergangenen zwei Jahren durch große Werbekampagnen versuchten auf sich aufmerksam zu machen, konnten nicht genügend Kunden akquirieren, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Nach Ansicht von Studienautorin Sara Harris lag dies primär an der schlechten Zielgruppen-Anpassung.
Neue MVNOs versuchten Kunden mit modernen High-Tech-Angeboten zu locken. Trotzdem konnten diese Anbieter in einer Statistik des US-Marktes Ende 2005 kaum wahrgenommen werden, während die Anbieter Tracfone, Virgine Mobile und Boost Mobile zusammen 65 Prozent des Marktes für sich beanspruchten. Diese MVNOs konzentrieren sich auf die Zielgruppe der Jugendlichen und bieten ausschließlich Prepaid-Dienste an. Helio oder Mobile ESPN konnten dagegen laut Harris aus drei Gründen nicht auf diesem Marktsegment Fuß fassen: Die angebotenen Mobiltelefone würden Jugendliche optisch nicht ansprechen, nicht auf die starke Prepaid-Nachfrage eingehen und nicht ausreichend zielgruppenspezifisch vermarktet werden.
In Deutschland konnten sich Unternehmen wie Aldi oder Tchibo durch Kooperationen mit Geräteherstellern erfolgreich als Mobilfunkbetreiber am Handymarkt etablieren. Tchibo startete 2004 ein Joint Venture mit O2 und zählt derzeit über 600.000 Mobilfunkkunden. Auch hier konzentrierte man sich auf eine bestimmte Zielgruppe – jene der Tchibo-Kunden, wie ein Sprecher des Unternehmens gegenüber pressetext bestätigt. Zu Beginn richtete man sich mit einem Prepaid-Angebot in erster Linie an Personen, die Kostenkontrolle beim telefonieren schätzen, mittlerweile habe man das Angebot erweitert. Ein Wettbewerbsvorteil sei aber die Einführung eines einheitlichen Tarifsystems gewesen, bei dem zu jeder Uhrzeit dieselben Gesprächskosten anfallen.
Mit günstigen Handyangeboten, einem übersichtlichen Preisangebot und Serviceleistungen stellte man sich auf die Anforderungen der Zielgruppe ein, heißt es bei Tchibo. Die Mobilfunkkunden würden nicht unbedingt Wert auf technische Zusatzfunktionen oder Internetzugang legen. Stattdessen seien sie es gewohnt, sich in den Filialen beraten zu lassen und würden demnach auch bei diesem Angebot Serviceleistungen beanspruchen. (pressetext/ml)
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