Das Vertrauen in "die Wirtschaft" hänge stark davon ab, wer als ihr Repräsentant angesehen werde, so das Ergebnis der Wertestudie "Ethik-Monitor" der gemeinnützigen Hamburger Stiftung Wertevolle Zukunft. Während mittelständische Unternehmen das Vertrauen von immerhin 43 Prozent der Befragten genössen, schenkten nur etwas mehr als elf Prozent den großen Wirtschaftsunternehmen ihr Vertrauen.
Insgesamt lasse sich im Vergleich zu der politischen Vertrauenskrise – weder dem Bundestag, der Bundesregierung noch der Europäischen Union vertrauten mehr als 14 Prozent der Befragten – nicht von einer Vertrauenskrise der Wirtschaft im Allgemeinen, sondern vielmehr der großen Wirtschaftsunternehmen sprechen, so die Initiatoren der Studie weiter.
Frage man nach den Ursachen des Vertrauensverlustes in die großen Wirtschaftsunternehmen, seien 79 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass die Wirtschaftsführer vor allem an ihre eigenen Interessen denken und ganze 42 Prozent seien der Meinung, die meisten Wirtschaftsführer seien korrupt. Nur knapp 13 Prozent glaubten, es ginge den Spitzen der Wirtschaft auch um das Gemeinwohl. 77 Prozent äußern die Überzeugung, dass es den Spitzen der Wirtschaft vor allem nur noch um die Steigerung des Aktienkurses auf Kosten der Mitarbeiter gehe. Prof. Dr. Behnke von der LMU München, Leiter des Forscherteams, das die Studie auswertet: "Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Vertrauensverlust der großen Unternehmen und der Bewertung der Wirtschaftsführer."
Dr. Jesco Kreft, der Geschäftsführer der Stiftung Wertevolle Zukunft ergänzte: "Dieser Befund zeigt, wie leicht Vertrauen verspielt werden kann. Noch bis in die 1990er Jahren war die Reputation des Mittelstandes eher mit ‚Herr im Haus-Politik‘ verbunden, wohingegen große Konzerne in der Bewertung der Öffentlichkeit deutlich besser wegkamen. Dabei ist es unerheblich, ob der Eindruck der Bevölkerung zutrifft; Unternehmen müssen in jedem Fall erkennen, dass ihnen der Vertrauensverlust ökonomisch schaden kann." (na/ml)