Alarmierende Zahlen für die wirtschaftlich besonders wichtigen mittelständischen Hightechunternehmen: Einen gravierenden Ingenieurmangel beklagte Prof. Eike Lehmann, Präsident des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), in seiner heutigen Präsentation der aktuellen Arbeitsmarktzahlen für den Ingenieursbereich. Rund 22.000 offene Ingenieurstellen können demnach derzeit nicht besetzt werden. Kurzfristig sei der Mangel nur durch stärkere Integration von Frauen und älteren arbeitslosen Ingenieuren zu beheben, mittelfristig müssten verbesserte Zuwanderungsbedingungen geschaffen werden.
Die von Arbeitgebern am stärksten nachgefragten Ingenieure sind laut VDI Maschinenbau-, Elektroingenieure und Architekten/Bauingenieure. In Nordrhein-Westfalen existieren die meisten offenen Stellen (4.200), vor Bayern (3.900) und Baden-Württemberg (3.800).
Volkswirtschaftlich leiten die unbesetzten Ingenieurstellen nach Berechnungen des VDI in hohem Maße Arbeitsmarkt- und Einkommenseffekte ab. „Jede nicht-besetzte Ingenieurstelle zieht 2,3 nicht-realisierte Arbeitsplätze in Forschung und Handel nach sich. Demnach entgehen uns insgesamt über 70.000 Stellen und deren Wertschöpfung. Allein die auf Grund der entgangenen Einkommen verlorene Wertschöpfung summiert sich auf 3,7 Milliarden Euro“, so der VDI-Präsident.
VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs fordert kurzfristig mehr Frauen und ältere Arbeitslose als Ingenieure zu aktivieren, bzw. reaktivieren. Auf dem Arbeitsmarkt gäbe es 30.000 arbeitslose Ingenieure. Ihre Reintegration helfe der Wirtschaft, offene Stellen zu besetzen.
Mittelfristig setzt Fuchs auf Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland. „Aber unser Zuwanderungsgesetz muss bedarfsgerecht angepasst werden. Die heute geltende Einkommensuntergrenze von 84.000 Euro ist kontraproduktiv. Außerdem ist die Hürde für Selbstständige zu hoch. Selbstständige müssen heute mindestens eine Million Euro investieren und zehn Arbeitsplätze schaffen. Das wirkt für viele abschreckend“, erläuterte der VDI-Direktor die heutigen Hemmnisse qualifizierter Zuwanderung. (na/ml)