Obwohl in Deutschland vor allem mittelständische Hightechunternehmen unter einem extremen Fachkräftemangel stöhnen, werden Chancen, solche Kräfte aus dem benachbarten Ausland anzuwerben, zu wenig genutzt. Vor allem, weil man Sprachbarrieren fürchtet. Das legt die Studie „Managing Mobility Matters 2006“ des Beratungsunternehmens PriceWaterhouseCoopers (PwC) nahe, die gestern in Lille (Frankreich) vorgestellt wurde.
Vor allem irische Unternehmen sind ausländischen Arbeitnehmern gegenüber sehr positiv eingestellt. Über 80 Prozent der befragten irischen Unternehmen geben an, dass ausländische Arbeitnehmer sich sehr leicht eingliedern ließen, über 40 Prozent glauben, dass ausländische Arbeitnehmer härter arbeiten als inländische. Sie müssen es wissen, denn Irland hat in den letzten Jahren besonders viele Arbeitskräfte ins Land geholt und erfolgreich integriert.
Im Gegensatz dazu steht die Einschätzung deutscher Unternehmen. Nur gut 10 Prozent geben an, dass ausländische Arbeitnehmer sich ohne Eingewöhnungszeit sofort eingliedern, ebenso wenige glauben, dass sie härter arbeiten würden als inländische Arbeitnehmer. Sprachbarrieren werden dabei als besonders problematisch betrachtet. Bei den befragten deutschen Unternehmen gaben knapp 90 Prozent an, dass diese ein Hindernis für die Zusammenarbeit seien. Kritischer (94 Prozent) schätzen nur schwedische Unternehmen die sprachlichen Hindernisse ein.
Natürlich gibt es die Angst vor sprachlichen Problemen nicht nur in den Firmen, sondern auch bei den potentiellen Arbeitskräften. Allerdings stehen diese nicht an der Spitze, wie anwerbewillige deutsche Firmen vermuten. Während die Unternehmen in 20% der Fälle von Sprachhindernissen als Haupthinderungsgrund ausgehen und lediglich in 4% der Fälle familiäre Gründe vermuten, nennen die Arbeitnehmer zu 40% familiäre Motive als Grund. Sprachschwierigkeiten (19%) folgen mit großem Abstand auf Platz 2.
Die PwC-Studie „Managing Mobility Matters 2006“ basiert auf der Befragung von 445 europäischen Unternehmen aus 13 EU-Mitgliedstaaten und der Schweiz. Die Untersuchung wurde von der EU-Kommission gefördert. Die komplette Studie steht im Internet als kostenloser Download zur Verfügung. (na/ml)