Es gebe keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass ältere Mitarbeiter weniger produktiv seien, als junge, rückt Dr. Sven Völpel, Professor für Betriebswirtschaft am Jacobs Center der International University Bremen ein gängiges Vorurteil zurecht. Unternehmen sollten seiner Meinung nach stärker auf ältere Mitarbeiter bauen, damit ihnen nicht wertvolles Know-how verloren gehe, wenn ab 2015 die Baby-Boomer ins Rentenalter kommen.
In den nächsten Jahren seien qualifizierte Mitarbeiter Mangelware. Der Kampf um Talente habe bereits eingesetzt. „Wer in einigen Jahren qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter halten will, muss jetzt die Weichen stellen,“ rät Völpel den Unternehmen. „Ältere Menschen werden nicht in den Ruhestand geschickt, weil sie weniger produktiv als jüngere sind, sondern, weil sie zu teuer sind“. Ein 50-Jähriger am Fließband koste 50% mehr als ein jüngerer Mitarbeiter, der die selbe Tätigkeit ausübe. Hinzu kamen bis 2006 staatliche Subventionen für Unternehmen, die sich von älteren Mitarbeitern getrennt haben. Das bedeute, dass wirtschaftliche Gründe und politische Rahmenbedingungen dazu geführt haben, dass Menschen mit 50 gekündigt wurden.
Ältere Mitarbeiter wollen weiter lernen und sich verändern. „In der Regel bekommt jedoch heute jemand über 45 keine Fortbildung mehr, weil diese zu teuer ist“, so Völpel. Mit der demographischen Entwicklung ändere sich jedoch das Bild: Ein Mitarbeiter, der mit Mitte 40 geschult werde, habe bei künftig längerer Lebensarbeitszeit durchaus Zeit, die Investition durch Leistung zurückzuzahlen. „Eine preiswerte Lösung für Firmen ist Job-Rotation. Auch über horizontale Karriereschritte – zur Seite, statt nach oben – werden neue Aufgabengebiete erschlossen, die älteren Mitarbeitern wieder neue Perspektiven eröffnen,“ rät Völpel den Unternehmen. (na/ml)