Wurden nach dem Platzen der New-Economy-Blase die angeblich unprofitablen Privat- und KMU-Kunden durch die Banken wiederentdeckt, beginnt demnächst wohl die Wiederentdeckung der Filialen und der persönlichen Betreuung vor Ort. Damit dürfte auch der traditionell lokale Kontakt zwischen Banken und Mittelstand eine Renaissance erleben. Das jedenfalls legt eine Studie der Steria Mummert Consulting nahe.
Bis 2009 will laut dieser Studie die Mehrheit der Kreditinstitute einen Großteil ihres Vertriebsbudgets in den individuellen Kundenkontakt investieren. Vor allem die Beratung für margenstarke Produkte und Dienstleistungen stehe im Vordergrund. Hierzu gehören Angebote der individuellen Finanzplanung, Vermögensverwaltung, Altersvorsorge und Unternehmensfinanzierung. Die befragten Topentscheider der Bankinstitute stufen die Bankfiliale für diese Pläne als profitabelsten Vertriebskanal ein. Aber auch im mobilen Vertrieb rechnen die Bankmanager in den kommenden Jahren mit hohen oder sehr hohen Wertschöpfungsbeiträgen.
58% der Befragten planen nennenswerte Investitionen im mobilen Vertrieb und Außendienst. Am wenigsten wollen die Sparkassen in den mobilen Vertrieb investieren (45%); Genossenschaften und Kreditbanken (60%) sowie Realkreditinstitute (67%) hingegen bauen diesen Vertriebsweg stark aus. 56% aller Befragten setzen außerdem auf die Expansion des Internetvertriebs. Elektronische Briefkästen für Kundenpost, E-Tresore für wichtige Dokumente und verschiedene Beratungsmodule sowie Multimediaanwendungen sollen das Leistungsangebot erweitern. In die Filialen wollen insgesamt 54% der Befragten investieren. Da unter den Vertriebswegen der Sparkassen die Geschäftsstellen am profitabelsten sind, räumen die Entscheider diesem Zweig mit 53% eine hohe Priorität ein. Das Internet folgt bei den Sparkassen mit 50%. Nur jedes dritte Kreditinstitut möchte den Bereich Bankautomaten noch weiter ausbauen. Hier scheinen die Wachstumsmöglichkeiten ausgereizt.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Topentscheider-Befragung „Branchenkompass Kreditinstitute 2006“ von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut. Durchgeführt wurde die Studie durch forsa. Die Befragung von 100 Führungskräfte aus 100 der größten Kreditinstitute Deutschlands fand im August statt. (na/ml)