Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Gewerkschaften sind sich einig wie selten: Von der guten Konjunktur und dem damit verbundenen Aufbruch im Arbeitsmarkt profitieren Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung kaum. Eine gestern vom DIHK vorgestellte Studie „Chancen nutzen, Hemmnisse beseitigen“ zu den Beschäftigungschancen Geringqualifizierter nennt die Gründe. Die Basis der Studie bilden Antworten von mehr als 20.000 Unternehmen.
Eine Wende zum Besseren setze voraus, dass die bestehenden Einstellungshemmnisse beseitigt werden, so Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Arbeitsmarktexperte des DIHK. Die Studie belege, dass sich der damit verbundene politische Kraftakt lohne. So haben zwei Drittel der Unternehmen angegeben, zusätzlich Geringqualifizierte einstellen zu wollen, wenn die größten Hindernisse beseitigt würden. Fast 70 Prozent der Firmen nannten mindestens eine Beschäftigungsbremse für Geringqualifizierte. Auf Platz eins landeten die vergleichsweise hohen Arbeitskosten, gefolgt von restriktiven Vorgaben bei Befristung und Kündigungsschutz, zu geringer Produktivität und Qualität der Arbeit oder fehlender Motivation der Bewerber.
Bei einigen Punkten unterscheiden sich die Antworten von Unternehmen unterschiedlicher Größe auffallend stark (siehe Infografik): Während fehlende Motivation von 32% der KMU mit 10 bis 19 Beschäftigten genannt wurden, waren es bei den Großbetrieben (mit mehr als 1000 Beschäftigten) lediglich 12%. Umgekéhrt rangiert der Kündigungsschutz bei den mittleren Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigten mit 39% noch vor den Arbeitskosten an erster Stelle, bei den kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten aber erst an fünfter Stelle (24%).
Als oberstes Gebot beim Abbau der Arbeitsmarkt-Hürden nennt der DIHK die Senkung der Lohnzusatzkosten. Arbeitsmarktexperte Dercks mahnte aber auch einen Mentalitätswechsel im Umgang mit Arbeitslosigkeit an und warnte eindringlich vor neuen Einstellungshemmnissen wie etwa Mindestlöhnen. Mehr Bildung sei allemal die beste Antwort auf den steigenden Fachkräftebedarf der Unternehmen – und der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit.
Die komplette Studie kann von der Homepage des DIHK heruntergeladen werden. (DIHK/ml)