Des süddeutschen Lokalpatriotismus gänzlich unverdächtig stellt das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln fest: „Süddeutschland gibt im Innovationsgeschehen den Takt vor.“ Nirgendwo sonst in der Republik gebe es pro Kopf so viele neue Patente wie in Baden-Württemberg und Bayern. Nicht nur der Norden hinke hinterher. Vor allem Ostdeutschland habe Entwicklungsbedarf. Lediglich in Dresden stellten die Wissenschaftler einen hohen Anteil der Beschäftigten.
Die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands steht und fällt mit seiner Innovationsfähigkeit. An diesem Fundament des künftigen Wohlstands bauen jedoch nicht alle Regionen gleichermaßen mit – die Forschungsaktivitäten konzentrieren sich auf wenige Großstädte. Hier treffen innovative Unternehmen auf Universitäten und Einrichtungen wie die Max-Planck-Institute oder die Fraunhofer-Gesellschaften. Die wichtigsten der urbanen Ideenbrutstätten aber stehen zudem im Süden der Bundesrepublik.
Im Großraum Stuttgart arbeiteten im Jahr 2003 rund 60.300 Beschäftigte in der Forschung und Entwicklung (FuE). Das waren 5,7% aller Arbeitnehmer in der baden-württembergischen Landeshauptstadt und ihrer Umgebung. In München und den angrenzenden Kreisen forschten mit 56.000 Beschäftigten in FuE rund 6,3% aller Beschäftigten.
Die beiden Innovationsballungsräume Stuttgart und München unterscheiden sich jedoch stark: In Bayerns Hauptstadt haben sich neben dem Elektronikkonzern Siemens viele kleine Hightech-Unternehmen – zum Beispiel der Biotechnologie – angesiedelt. München gilt daher als führender Hochtechnologie-Standort in Deutschland. Der Großraum Stuttgart ist mit seinen zahlreichen Automobil- und Maschinenbauern dagegen das Zentrum der Mitteltechnologie, die einen geringeren Teil ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert als die Hochtechnologie.
Patentanmeldungen deuten darauf hin, dass die in der jeweiligen Region betriebene Forschung auch wirtschaftlich verwertbar ist. Hierin setzt sich Süddeutschland noch stärker vom Rest der Republik ab als in der FuE-Beschäftigtenstatistik. Die Unternehmen, Universitäten, Institute und freien Erfinder im Schwabenland meldeten im vergangenen Jahr 120 Patente je 100.000 Einwohner an. Den regen Erfindergeist verdankt Baden-Württemberg vor allem seinem landesweit starken Fahrzeug- und Maschinenbau. Die Hochburgen sind Stuttgart, Ludwigsburg und Heidenheim. Alle drei meldeten 2005 fast 200 Patente je 100.000 Einwohner an.
Ähnlich viele Ideen wie den Schwaben kommen den Bayern. Sie ließen 2005 je 100.000 Einwohner 110 Erfindungen registrieren. Spitzenreiter ist Erlangen, wo Siemens eine FuE-Zentrale errichtet hat. Aus der mittelfränkischen Stadt kamen im vergangenen Jahr 260 Patente pro 100.000 Einwohner. Selbst der Hochtechnologie-Standort München kann da nicht mithalten: In der bayerischen Hauptstadt sowie in Starnberg und Regensburg wurden jeweils 200 Patente gezählt.
Ausführlichere Fakten enthält der Newsletter des Instituts, Ausgabe 28 (ab Seite 6 ff). Die Broschüre kann als PDF-Datei aus dem Internet geladen werden. (Institut der deutschen Wirtschaft/ml)