Allem Anschein nach mit Misstrauen reagieren Studienanfänger auf die Meldungen aus der Wirtschaft, denn eigentlich müssten die Studentenzahlen für das Fach Informatik drastisch ansteigen angesichts des enormen Fachkräftemangels im IT-Bereich. Das Gegenteil ist aber der Fall. Die Zahl der Studienanfänger im Fach Informatik ist trotz des aktuellen Mangels im Jahr 2006 wieder deutlich zurückgegangen, meldet der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM).
Die Studienanfängerzahlen in der Informatik sind im vergangenen Jahr an den deutschen Universitäten und Fachhochschulen um 5% auf 28.360 gesunken. Seit dem Boomjahr 2000 ist die Zahl der Studienanfänger in der Informatik um 26 Prozent eingebrochen. Bei der bislang üblichen Abbrecherquote von 50 Prozent verlassen in wenigen Jahren weniger als 14.000 Informatikabsolventen die Hochschulen. Den Bedarf schätzt der BITKOM auf rund 20.000 Abgänger pro Jahr.
Ein Grund für die niedrigen Anfängerzahlen sei der geringe Anteil junger Frauen, die Informatik studieren wollen, meint Willi Berchtold, Präsident des BITKOM: Im vergangenen Jahr lag der Frauenanteil unter den Studienanfängern bei 17% – mit sinkender Tendenz. Zum Vergleich: Länder wie Frankreich, Spanien oder Italien kommen auf einen Frauenanteil von über 30%. Um mehr junge Menschen für die Informatik zu begeistern, müssen die Studiengänge attraktiver gemacht werden. „Ein modernes Informatikstudium bietet viel Praxisbezug, eine intensive Förderung persönlicher Kompetenzen und eine gute Betreuung, die zu kürzeren Studienzeiten führt.“ Nach der BITKOM-Umfrage betrifft der Rückgang der Anfängerzahlen vor allem die Informatikfakultäten der Universitäten, weniger die Fachhochschulen. Rund die Hälfte der Nachwuchsinformatiker studieren inzwischen an Fachhochschulen.
Das scheint ein Zeichen dafür zu sein, dass das Informatikstudium an den Universitäten als zu theorielastig und wenig praxisgerecht empfunden wird. Nun liegt es an den Unternehmen, zusammen mit den Studenten eine Lobby für praxisgerechte Ausbildung zu schmieden. (BITKOM/ml)