Den schwarzen Peter für mangelnde Innovationskraft muss der Mittelstand bei sich selbst suchen, das legt eine Studie der Unternehmensberatung candidus nahe, die in Zusammenarbeit mit der WirtschaftsWoche entstanden ist. Danach entwickeln zwar zwei von drei mittelständischen Unternehmen regelmäßig neue Produkte und Dienstleistungen, jedes zweite fühlt sich dabei aber ausgebremst. Der Grund dafür liege jedoch bei den Unternehmen selbst: Nur rund die Hälfte verfüge über ein professionelles Projektmanagement.
Insbesondere kleinere Betriebe schätzen ihre Ideenfabriken am unproduktivsten ein. Durch ein effizientes Innovationsmanagement könnten jedoch bis zu 40% der Entwicklungszeit gespart werden, so die Einschätzung der Unternehmensberatung. Wichtigste Vorraussetzung, um das Potenzial auszuschöpfen, sei eine gute Organisation der bestehenden Abläufe im Unternehmen.
Zwei von fünf Mittelständlern verzichten immer noch auf regelmäßige Statustreffen oder das Erstellen einer Projektübersicht. Zwei von drei Unternehmen verteilen ihre Ressourcen unwirtschaftlich. Das Verbesserungspotenzial sehen die Unternehmen durchaus selbst: Um künftig innovativer zu sein, planen 54% der Betriebe, die vorhandenen Kompetenzen effizienter einzusetzen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Schnittstelle zwischen Vertrieb und Entwicklung, denn der Vertrieb beweist sich immer stärker als Taktgeber für neue Produkt- und Serviceideen. Fast die Hälfte der Befragten will daher so genannte cross-funktionale Teams einsetzten. Zusätzliche Kundenbefragungen wollen mehr als die Hälfte der Unternehmen durchführen, um die Produkte besser auf die Verbraucherwünsche abzustimmen. Beim Vorreiter Anlagen- und Maschinenbau kommen bereits fast drei von vier Neuentwicklungen aus dem Vertrieb.
Jeder fünfte Mittelständler setzt zudem auf die Kooperation mit Universitäten. Die Zusammenarbeit ermöglicht vor allem kleinen Unternehmen den Zugang zu sonst teurem Know-how und Technologietransfer für neue Produkt- und Serviceideen. Zwar arbeiten die Betriebe traditionell mit den Ingenieurswissenschaften, wie Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau, zusammen. Aber auch andere Fachbereiche, wie Pharma und Chemie werden nach Angaben des Beratungsunternehmens derzeit nachgefragt.
Die candidus Mittelstandsstudie „Profitabel wachsen – Das Mittelstands-EKG“ stellt die Ergebnisse einer Online-Befragung dar, die in Kooperation mit der WirtschaftsWoche Online durchgeführt wurde. An der Befragung haben insgesamt 297 Fach- und Führungskräfte teilgenommen. Zusätzlich wurden 50 Tiefeninterviews mit Best-Practice Unternehmen geführt. (na/ml)