Laut aktuellem Bericht der EEAG (eine ifo-Forschungsgruppe) zur Lage der europäischen Wirtschaft wird sich das Wachstum der Weltwirtschaft mit einer Rate von etwas weniger als 5% in diesem und im nächsten Jahr leicht abschwächen. Auch in den Ländern der Europäischen Union werde das Wirtschaftswachstum etwas zurückgehen, so die ifo-Experten. Das gefährde die Erholung jedoch nicht. Das reale Bruttoinlandsprodukt werde im Jahr 2007 um 2,2% und im Folgejahr um 2,5% steigen. Eine Leitzinserhöhung durch die EZB sei nicht zu erwarten.
Ein Executive Summary und sämtliche Berichtsmodule stehen online per Download zur Verfügung. Hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Analysen. |
Den europäischen Staaten raten die Experten, den gegenwärtigen Aufschwung stärker zur Konsolidierung der Staatsfinanzen zu nutzen und ihre Staatsausgaben verstärkt in Investitionen, Bildung sowie Forschung und Entwicklung fließen zu lassen.
Der Steuerwettbewerb habe – so der Bericht – zu einer Senkung der Körperschaftsteuern in Europa geführt und eine Diskussion über Verteilungsgerechtigkeit entzündet. Um Kapital effizient zu besteuern, sollte eine Erhöhung der Mehrwertsteuer mit einer gleichzeitigen Senkung der Einkommensteuer einhergehen. Wirtschaftlicher Nationalismus in Form nationaler Champions, dem Verhindern grenzüberschreitender Unternehmenszusammenschlüsse oder Verkäufe heimischer Unternehmen vermindere die wirtschaftliche Effizienz. Hauptursache des wirtschaftlichen Nationalismus sei die Beteiligung des Staates an den Unternehmen. Diese solle eng begrenzt und europaweit einheitlich geregelt werden.
Italien und Irland seien Paradebeispiele für Länder mit Anpassungsproblemen. Irland habe durch die Einführung des Euro einen „Wachstumsschock“ erfahren. Die damit verbundene starke Aufwertung des realen Wechselkurses habe zu einem Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit geführt, der insbesondere bei einem weltweiten Abschwung in eine starke Rezession münden könne. Der Boom im Bausektor und der starke Anstieg der Immobilienpreise stelle bei einer Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums ein enormes Risiko für die irische Ökonomie dar. Ein weiteres Problem sei die Immigration von Arbeitskräften während eines Booms. Dadurch besteht die Gefahr einer Überhitzung.
Im Gegensatz zu Irland sah sich Italien starken negativen Schocks ausgesetzt, vor allem einem zunehmenden Wettbewerb durch aufstrebende Länder und einem gleichzeitigen Rückgang der Produktivität. Zudem stiegen die Löhne in Italien schneller als in anderen Ländern der Eurozone, was unweigerlich eine reale Aufwertung nach sich zog. Die gegenwärtig durchgeführte Absenkung der Lohnsteuer werde nicht ausreichen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Einziger Ausweg sei eine Deregulierung der Märkte für Güter- und Dienstleistungen zur Verbesserung der Produktivität.
Die wirtschaftliche Entwicklung der skandinavischen Länder sei zwar gut, aber nicht ganz so positiv, wie oft behauptet werde. Finnland und Schweden weisen ein hohes Wachstum auf, auch wenn sich der Arbeitsmarkt nicht ganz so gut entwickelt hat. In Dänemark sei die Situation genau entgegengesetzt: Trotz guter Arbeitsmarktlage reichten die Wachstumsraten nicht an die der skandinavischen Nachbarn heran.
Die Erfahrungen der skandinavischen Länder zeigen nach Meinung der Experten, dass Staaten ohne marktwirtschaftliche Reformen keine Erfolge erzielen können. Im Gegenteil, die Deregulierung der Gütermärkte habe einen wichtigen Anteil am hohen Wachstum. Das Beispiel Dänemark zeige zudem, dass eine begrenzte Absenkung der großzügigen Transferzahlungen und höhere Anforderungen an die Arbeitslosen die Arbeitslosigkeit deutlich verringern könnten.
Die oft zitierte „Flexicurity“ (die Kombination aus großzügiger Arbeitslosenunterstützung und geringem Kündigungsschutz) als Erklärung für die niedrige Arbeitslosigkeit in Dänemark sei nur ein Mythos, der ökonomischen Analysen nicht Stand halte. Weitere Daten und Analysen siehe Kasten oben. (ifo/ml)