Schon zum zweiten Mal hintereinander gingen die Unternehmensinsolvenzen in den EU-Staaten (inkl. Norwegen und Schweiz) zurück. Die Zahl der insolventen Unternehmen sank um 8,5% auf 141.448. Nur noch in drei der 17 Länder nehmen die Firmeninsolvenzen zu: Finnland (+3,2%), Portugal (+3,0%) und Großbritannien (+2,3%). Spitzenreiter beim Rückgang ist Dänemark mit einer Abnahme um 20,4%. Auf Platz zwei folgt Deutschland mit einem Rückgang um 15,1%, so die neuesten Zahlen des Verbands Creditreform.
Insgesamt 31.300 Unternehmen mussten in Deutschland im vergangenen Jahr den Gang zum Insolvenzgericht antreten. 2005 waren es noch 36.850.
Setzt man die Zahl der Unternehmen eines Landes ins Verhältnis zur Zahl der Insolvenzen, erhält man die Insolvenzquote. Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit weisen die Länder Luxemburg (239 Insolvenzen pro 10.000 existente Unternehmen), Österreich (190) und Frankreich (149) auf. Traditionell die geringste Insolvenzquote hat Spanien mit aktuell 3 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen, was aber nach Meinung des Verbands weniger an der florierenden Wirtschaft als vielmehr am Versagen der Insolvenzgesetzgebung für kleine und mittlere Unternehmen liegt. Dasselbe gilt im Prinzip für die Mittelmeeranrainer Griechenland (7), Italien (26) und Portugal (27), die allesamt mit einer extrem niedrigen relativen Insolvenzbetroffenheit aufwarten. Die Insolvenzquote der EU-17 Staaten insgesamt sank im Jahresverlauf von ehemals 77 auf 65 ab.
Während sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2006 rückläufig entwickelte, nahmen die Privatpersoneninsolvenzen in den betrachteten Ländern Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweden und der Schweiz insgesamt um 30,7% zu. Großbritannien liegt mit einem Anstieg um 47,2% an der Spitze. Auf Platz zwei folgt wiederum Deutschland mit einer Zunahme von 22,1% (121.800 betroffene Verbraucher), gefolgt von Österreich mit einem Plus von 17,3%. Einen gegenläufigen Trend verzeichnen nur Norwegen mit -24,7%, Schweden mit -15,4% und die Niederlande mit -2,5%.
Auch bei der relativen Insolvenzbetroffenheit (Einwohnerzahl im Verhältnis zu den Privatpersoneninsolvenzen) befindet sich Deutschland mit 15 Insolvenzen pro 10.000 Einwohner im EU-Vergleich auf dem zweithöchsten Platz. Höher liegt nur noch Großbritannien mit einer Insolvenzquote von 20. Die geringste relative Insolvenzbetroffenheit weisen die Länder Schweden (0,4), die Niederlande (2) und Norwegen (2) auf.
Das Zahlungsverhalten hat sich in den meisten Ländern leicht verbessert. Nach wie vor warten italienische Unternehmer am längsten auf ihr Geld: durchschnittlich 90 Tage. In Schweden zahlt man am schnellsten (37 Tage). Die Zahl der insolvenzbedingten Arbeitsplatzverluste nahm parallel zur Zahl der Unternehmensinsolvenzen ab. Verloren im Jahr 2005 noch 1,5 Millionen Arbeiter und Angestellte ihren Job, weil ihr Arbeitgeber Insolvenz anmelden musste, sind es aktuell nur noch 1,4 Millionen.
Den größten Anteil am Insolvenzgeschehen hat mit 35,3% das Dienstleistungsgewerbe, gefolgt vom Handel mit 33,4%. Gut jede fünfte Insolvenz kommt aus dem Bau (22,2%) und noch nicht einmal jede zehnte aus dem Verarbeitenden Gewerbe (9,1%).
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Osteuropa ist im Jahresverlauf um 8,1% angestiegen. Den deutlichsten Zuwachs verzeichnete Ungarn (+18,3%). Den größten Rückgang meldet Slowenien (-9,9%). Polen meldete lediglich 2 Insolvenzen pro 10.000 aktive Unternehmen – nachMeinung des Verbands ein Indiz für ein nicht funktionierendes Insolvenzrecht. Die größte relative Insolvenzbetroffenheit weisen Slowenien und Estland mit jeweils 136 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen auf.
In Japan nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Verlauf des Jahres 2006 von ehemals 9.498 Fällen auf 7.905 Fälle ab. Die USA verzeichnen sowohl bei Unternehmens- als auch bei den Privatpersoneninsolvenzen deutliche Rückgänge, was an der Einführung der strengeren Konkursregelungen zum 17. Oktober 2005 liegt.
Die ausführliche Studie kann kostenlos per Download bezogen werden. (Verband Creditreform/ml)