Im Bereich Unterhaltungselektronik (Consumer Electronics oder CE) werden Käufe über das Internet immer populärer. 17% der Camcorder, 15% der Receiver und 10% der Flachbildfernseher wurden im Jahr 2006 bereits über das Internet gekauft. Preisvorteile bei identischen Produkten von 5 bis 15% sind keine Ausnahme. Diese Vorteile für den Konsumenten verursachen bei der Industrie und speziell im stationären Handel erhebliche wirtschaftliche Probleme.
Diese Erkenntnisse der Consumer Electronics Conference von Mitte November in Nürnberg, stellte die Konsumforschungsgesellschaft GfK nun vor. Der Markt für CE werde demnach durch tief greifende Veränderungen der Technologien sowie der Handelsstrukturen geprägt, vor allem durch die fast grenzenlose Verfügbarkeit von Informationen über Produkte und Preise sowie die Möglichkeit zu Verkauf und Einkauf über das Internet. Auch habe sich das Internet zu einer Plattform für den Austausch von Meinungen und Bewertungen zu Produkten, Herstellern und Händlern entwickelt.
In den letzten acht Jahren mussten in Westeuropa über 17.800 Elektro-Fachgeschäfte ihre Pforten schließen. Ursachen hierfür seien fast 1000 neu eröffnete Elektro-Fachmärkte sowie der Verkauf über das Internet. Den Internetnutzern stünden rund 8500 Internetseiten aus Westeuropa mit Einkaufsmöglichkeiten für technische Konsumgüter zur Verfügung. 6% des Umsatzes mit technischen Konsumgütern werden in dieser Region über das Internet erzielt; in Deutschland seien es bereits 10%. Der höchste Internetanteil in Westeuropa werde mit 11% im Fotobereich beobachtet, gefolgt von der Informationstechnologie mit 10%. Deutlich geringer seien mit 6% die Umsatzanteile für CE, gefolgt von Telekommunikation (5%) und Elektrohausgeräten (3%).
Die Konsumenten seien zwar preisbewusst und nutzten das Internet, suchten aber zunehmend Beratung und Service. Dies führe zu einer Polarisierung der Märkte in einen unteren und einen gehobenen Preis- und Qualitätsbereich. Die „Mitte“ verliere deutlich an Bedeutung. Der Fachhandel ziele auf das gehobene Marktsegment. Dieses böte ihm neue Chancen. Dazu zähle auch der parallele Vertrieb über das Geschäft sowie über das Internet mit wettbewerbsfähigen, jedoch nicht aggressiven Preisen.
Werner Winkler, Geschäftsführer der GfK Marketing Services, betont, dass der Trend zu steigenden Internetverkäufen nicht mehr aufzuhalten sei. Die beste Lösung sei, diese Entwicklung aufzugreifen und aktiv zu gestalten. Hierfür seien akkurate und kurzfristig verfügbare Fakten und Marktdaten eine wesentliche Voraussetzung. Das Internet sei das verlängerte Regal und Schaufenster des Handels mit unbegrenzten Öffnungszeiten. Die überwiegende Zahl von Internet-affinen Käufern informiere sich vorab im Geschäft über die Produkte. Dies sei die Chance für den stationären Handel. Umfassende Verkäuferschulung zahle sich deshalb mehr denn je aus. (GfK/ml)