Das Schlagwort von der „Generation Praktikum“ beherrscht die Medien. Wie es um die Situation der Praktikanten tatsächlich bestellt ist, untersuchte nun durch eine Betriebsbefragung das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Das Ergebnis: Bei 2,3% aller Stellenbesetzungen kommen ehemalige Praktikanten zum Zuge. Pro Jahr werden damit rund 150.000 Praktikanten von den Betrieben in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis übernommen.
Am häufigsten stellen kleine Betriebe über Praktika ein. 3,6% aller Einstellungen kommen hier auf diesem Weg zustande. In den mittleren Betrieben mit 50 bis 500 Beschäftigten ist dies bei 1,5%, in den großen Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten bei 0,9% aller Einstellungen der Fall.
Mitte des Jahres 2006 gab es circa 600.000 Praktikanten in Deutschland, geht aus der IAB-Studie hervor. Da Praktika häufig nur wenige Wochen oder Monate dauern, liegt die Zahl der jährlich absolvierten Praktika um ein Mehrfaches darüber. Zuverlässige Zahlen, wie viele Praktika pro Jahr abgeleistet werden, gibt es bislang nicht. Wie hoch die Chance ist, nach einem Praktikum übernommen zu werden, lässt sich daher nicht beziffern.
Praktikanten, die einen Hochschulabschluss anstreben oder bereits haben, sind entgegen dem Eindruck in der Öffentlichkeit deutlich in der Minderheit. Sie stellen nur 150.000 bis 200.000 der 600.000 Praktikanten. Drei Viertel aller Stellen, die mit ehemaligen Praktikanten besetzt werden, erfordern einen mittleren Berufsabschluss, beispielsweise eine kaufmännische oder gewerbliche Ausbildung oder einen Fachschulabschluss. Nur 15% setzen einen Hochschulabschluss voraus.
Fast die Hälfte der übernommenen Praktikanten ist zwischen 30 und 40 Jahre alt, ein großer Teil jünger (40%) und nur wenige sind älter (15%). Für die Jüngeren ist das Praktikum überwiegend eine Station zwischen Ausbildung und fester Stelle. Die mittleren Jahrgänge waren vorher meist arbeitslos oder anderswo beschäftigt.
Insgesamt waren 35% der eingestellten ehemaligen Praktikanten unmittelbar vor der Einstellung arbeitslos. Der relativ hohe Anteil kann auch mit Eignungsfeststellungs- und Trainingsmaßnahmen zusammenhängen, die vielen Arbeitslosen von den Arbeitsagenturen angeboten werden. Sie finden häufig in Betrieben statt und werden möglicherweise von diesen als Praktika eingestuft.
Eine Kurzfassung der Studie kann im Internet kostenlos abgerufen werden. (idw/ml)