Ist die Einschätzung des Mittelstands als Deutschlands Jobmotor nur ein Märchen? Prof. Dr. Joachim Wagner von der Leuphana Universität Lüneburg legte jetzt Ergebnisse einer empirischen Analyse vor, die erstmals für die westdeutsche Industrie insgesamt zeigen sollen, dass die Annahme, der Mittelstand sei ein Jobmotor, so nicht stimme.
In der öffentlichen Diskussion werde allgemein angenommen, dass in Deutschland ein Zusammenhang zwischen Firmengröße und Arbeitsplatzdynamik bestehe und kleine und mittlere Firmen vorwiegend Arbeitsplätze schaffen, während in großen Firmen vor allem Arbeitsplätze abgebaut werden, so der Wissenschaftler. Der Mittelstand gelte deshalb als Jobmotor.
Eine jetzt von Prof. Wagner vorgelegte Untersuchung nährt nun Zweifel an dieser einfachen Sichtweise. „In mittelständischen Betrieben entstehen zwar viele Arbeitsplätze, aber es werden auch viele abgebaut“, sagt Prof. Wagner und betont, dass dieses in gleicher Weise für Großbetriebe gelte: „Wachsende und schrumpfende, neu gegründete und geschlossene Betriebe sind in jeweils erheblichem Umfang in jedem Jahr in allen Größenklassen anzutreffen.“
Für Wagner steht nach seinen Untersuchungen fest: „Wirtschaftspolitische Maßnahmen mit einer spezifischen Ausrichtung auf bestimmte Firmengrößenklassen lassen sich nicht mit einem besonders ausgeprägten Beitrag dieser Firmen zur Beschäftigungsdynamik rechtfertigen; die These vom Jobmotor Mittelstand ist also viel zu undifferenziert.“
Wagners Erkenntnisse beruhen auf empirischen Analysen mit sogenannten Betriebspaneldaten, die das Statistische Bundesamt bereitstellt.Der vollständige Text der Analyse steht als PDF-Dokument per Download kostenfrei zur Verfügung. (idw/ml)
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