Schon einmal ging der Schuss, Selbstständige staatlicherseits wie Angestellte zu behandeln und zum Glück zwingen zu wollen, nach hinten los. Man erinnere sich an das unselige Gesetz zur Scheinselbstständigkeit von 1998. Nun will Herbert Rische, Präsident der Deutschen Rentenversicherung Bund, einen neuen Versuch starten. Er forderte in einem Interview in der Financial Times Deutschland eine Pflicht zur Altersvorsorge für Selbstständige.
Rische argumentiert, Deutschland sei das einzige europäische Land ohne staatliche Altersvorsorgepflicht für Selbstständige. Er sorge sich um die immer größere Zahl von Kleinunternehmern und Selbstständigen mit Lücken in der Erwerbsbiografie, die, anders als in früheren Zeiten, keine ausreichende Altersversorgung mehr betreiben könnten, da sie zu wenig verdienen. Sie stünden einem Arbeitnehmer näher als einem Unternehmer. Eine Rentenversicherungspflicht sei deshalb dringend erforderlich. Davon ausgenommen werden sollten nur Selbstständige, die über ein Versorgungswerk abgesichert sind. (FTD/ml)
MittelstandsWiki meint: Das Motiv für Risches Forderung ist sicher ehrenwert. Auch, dass viele Selbstständige eine zu geringe Altersvorsorge betreiben, ist Fakt. Aber das Vorhaben, ausgerechnet Menschen, die sich dem Prinzip des eigenverantwortlichen Handelns verschrieben haben, per Gesetz vorschreiben zu wollen, wie sie vorzusorgen haben, kann nur scheitern. Zumal mit einem solchen Gesetz die finanziellen Möglichkeiten zur Vorsorge um keinen Cent steigen würden. Der einzig richtige und erfolgreiche Weg kann daher nur jener sein, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Selbstständige so zu verbessern, dass diese nicht nur davon leben sondern auch eine freiwillige (!) Altersvorsorge betreiben können. (ml) |