Das Bundeskabinett hat am Mittwoch den neuen Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2007 verabschiedet. Laut der Studie haben fast zwei Drittel aller deutschen Industrieunternehmen von 2002 bis 2004 regelmäßig innovative Produkte auf den Markt gebracht. Dies sei ein Wert, den kein anderes Land in der EU erreicht, so die Experten. Gleichzeitig ist Deutschland mit 14 % Welthandelsanteil der größte Exporteur von Technologiegütern in der OECD, noch vor den USA und Japan.
Die am Montag veröffentlichten neuesten Zahlen des Europäischen Patentamts (EPA) für 2006 unterstreichen ebenfalls die starke Stellung Deutschlands. Die 24.900 deutschen Patentanmeldungen entsprechen den kombinierten Anmeldungen von Frankreich, Großbritannien, Italien und den Niederlanden. Nur die USA meldeten mehr Patente beim EPA an.
Damit deutsche Unternehmen auf den Weltmärkten auch in Zukunft gegenüber ihren Wettbewerbern bestehen können, sei es jedoch erforderlich, dass sie deutlich mehr als bisher in Forschung und Entwicklung (FuE) investieren. Um insbesondere kleine und mittlere Unternehmen hierzu zu motivieren, sollte auch in Deutschland auf eine direkte steuerliche FuE-Förderung gesetzt werden, wie es sie in den meisten OECD-Ländern bereits gibt, lautet ein zentrales Ergebnis der Studie, die ein Konsortium von Instituten unter Federführung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erstellt hat.
Zu den Ergebnissen der Studie erklärte der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos: „Die deutsche Wirtschaft steht an der Spitze der innovativen Leistungsträger in der EU und der Welt. Innovative Unternehmen haben in den letzten zehn Jahren von der Globalisierung profitiert und gleichzeitig für viele zukunftsfähige Arbeitsplätze in Deutschland gesorgt. Dies werte ich auch als Erfolg für unseren konsequenten Einsatz in der Technologiepolitik“.
Weitaus weniger optimistisch beurteilt jedoch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die Ergebnisse der Studie. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des DIHK: „Ein Alarmzeichen ist der drastische Rückgang bei Unternehmensgründungen im Spitzentechnologiebereich. Es ist eine gefährliche Fehlentwicklung, dass – wie der Bericht feststellt – im Zeitraum 2000 bis 2005 ihre Zahl um 40 Prozent gesunken ist.“
Er fürchte, dass der Forschungsstandort Deutschland durch Teile der Unternehmensteuerreform weiter an Attraktivität verliere. Nachbesserungen müsse es vor allem bei der geplanten Besteuerung von Funktionsverlagerungen und dem Mantelkauf geben. Dringend notwendig sei zudem ein Private-Equity-Gesetz, mit dem Beteiligungskapital für technologieorientierte Unternehmensgründungen mobilisiert werden kann. Erst dann erhalte die Hightech-Strategie der Bundesregierung den Charakter eines integrierten Konzeptes für Innovationspolitik.
Die im Bericht vorgelegten Überlegungen zur steuerlichen Förderung von Investitionen in Forschung und Entwicklung hält der DIHK noch nicht für ausgereift. Denn das vordringliche Problem – den bestehenden Mangel an hochqualifizierten Forschern – gehe die Politik damit nicht an, so der Verband. (BMWi/DIHK/ZEW/ml)