Kennen Sie die Komödie „The naked gun“ In dieser versucht die Hauptfigur, der Polizist Frank Drebin (gespielt von Leslie Nielsen) ein Häufchen Schaulustige mit einem Megafon zum Weitergehen zu bewegen: „Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen, es gibt nichts zu sehen!
Die Kamera schwenkt um 180 Grad. Im Hintergrund rast gerade ein Tanklaster in eine Böllerfabrik und geht in einem Feuerball auf und setzt das Gebäude in Brand, das wiederum in einem gigantischen Feuerwerk explodiert.
Szenen wie im Fernsehen
Die Filmszene erinnert an die aktuelle Situation zum Thema Druckeremissionen und Tonerstaub. Von Seiten der Gerätehersteller- gibt es immer noch die Losung „Es gibt nichts zu sehen “ gehen Sie weiter!. Die Medien wie diese Woche das Magazin Plus-Minus (ARD/NDR), zitieren hingegen seit Monaten Tonerstaub-Betroffene und unterstellen den Herstellern direkt oder indirekt die Vergiftung von Kunden.
Deshalb gehen in Unternehmen derzeit die Aufmerksamkeitsraketen hoch, besonders bei Betriebsräten und IT-Abteilungen. Fast jeder Arbeitnehmer im Büro verbringt sein Berufsleben in der Nähe eines Druckers oder Kopierer und viele fragen sich, ob sie das Gerät nun krank macht?
Betriebsärzte, Umweltbeauftragte, IT-Leiter – alle werden diese Fragen nicht beantworten können. Was der Plus-Minus-Beitrag nicht erwähnte: Die Wissenschaft ist sich schlichtweg nicht sicher. Es gibt Indizien, Beweise gibt es nicht oder anders formuliert: Es gibt weiterhin Forschungsbedarf.
Fest steht nur: Feinstaub macht krank – ob Drucker und Kopierer derart mit Fein- und Ultrafeinstaub die Büroluft belasten, dass sie ebenfalls als Krankheitsauslöser gelten, ist keineswegs gesichert. Die bisher größte deutsche Pilot-Studie zum Thema Druckeremissionen, die sogenannte „Tonerstudie“ von Prof. Dr. Mersch-Sundermann, hat keinen direkten Zusammenhang zwischen Beschwerden und Druckeremissionen herstellen können.
Alle sind gleichstaubig
Deshalb winken Hersteller seit Jahren bei Anfragen zum Thema Tonerstaub auch ab – wo kein Problem, da braucht es auch keine Lösung. Die Hersteller wiederum bilden noch eine geschlossene Front. Bisher bietet kein Hersteller ausdrücklich (ultra)-feinstaubarme Geräte an. Kein Hersteller kann oder will derzeit offenlegen, wie das (Ultra-)Feinstaub-Emissionsprofil des Druckers/Kopierers aussieht. Inzwischen versuchen zwar gewitzte Verkäufer die Vorteile von „geschlossenen“ Kartuschen als feinstaubarm anzupreisen – messtechnisch ist dies allerdings Humbug.
Auch der arg strapazierte Verweis auf den Blauen Engel reicht nicht mehr, denn die dort angegebenen Grenzwerte (4,0 mg/m²) sind schon wieder überholt. Besonders der von Medizinern als Gefahrenstoff erkannte Ultrafeinstaub fällt bei der RAL-UZ-122-Messung sprichwörtlich kaum ins Gewicht.
Es staubt in den Unternehmen
Wer nun dem Drucker-Verkäufer seines Vertrauens vorwirft, er ignoriere die Kunden-Bedenken, der greift zu kurz.
Unser Eindruck: Die deutschen Hersteller-Dependancen würden durchaus aktiv das Thema aufgreifen und mit emissionsarmen Lösungen/Geräten gegensteuern, damit es endlich vom Tisch ist. Doch aus den Firmenzentralen in Japan, Korea oder USA gibt es klare Signale: Aussitzen.
Aber genau das wird in Zukunft nicht gehen.
Denn wie das überraschend klare Stimmungsbild aus unserer Berater-Tätigkeit der letzten Monate zeigt, sehen Großunternehmen die Hersteller durchaus in der Pflicht, sich dem Feinstaubproblem aktiv anzunehmen. Investitionssicherheit, Arbeitsschutz und Vorsorgepflicht sind die Stichwörter.
Aussitzen funktioniert nicht mehr
Was ist die Lösung für das Feinstaub-Dilemma? Provokante Antwort: Die Hersteller, besonders die Zweigstellen in Deutschland, brauchen den Druck der Großkunden, damit in Zukunft „feinstaubarme“ Produkte in Asien und USA entwickelt werden. Erst wenn in den Zentralen ankommt, dass der Feinstaub massiv im Verkaufsgetriebe knirscht, wird sich etwas ändern.
Und der Druck ist inzwischen gewaltig, wie aus CIO-Kreisen zu hören ist. Die Bedenken der Arbeitnehmer lassen sich nicht mehr aussitzen, die Geduld der IT-Projektausschreiber ist erschöpft. So wird es nach dem Ozon- und VOC-Problem wohl bald auch für Partikel-Druckeremissionen eine Lösung geben müssen. Zu wünschen wär es, sowohl für Kunden als auch für Herstellerseite. Damit man sich anschließend wieder auf konstruktive Themen konzentrieren kann.
Bis es aber feinstaubarme Geräte gibt, bestaunen wir eben weiter das bunte Feuerwerk an Medienberichten über Tonergeschädigte und die Markenimage-Selbstdemontage einer ganzen Branche – auch wenn es hier eigentlich nichts zu sehen gib “ hier gibt es nichts zu sehen, gehen Sie bitte weiter“