Das Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung Essen (RWI) erhöhte gestern seine Prognose für das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2007 auf 2,5%. Das sind 0,2 %-Punkte mehr, als noch im März angenommen. Für 2008 prognostiziert das Institut unverändert ein BIP-Wachstum von 2,6% (arbeitstäglich bereinigt 2,2%). Der Beschäftigungsaufbau wird nach Ansicht der Essener Experten anhalten und die Arbeitslosenquote weiter zurückgehen. Das RWI geht für 2007 von 8,8% und für 2008 von 7,9% aus.
Auch die Lage der öffentlichen Haushalte verbessere sich voraussichtlich weiter, meint das RWI. Die Defizitquote dürfte 2007 auf 0,3% sinken, im nächsten Jahr sei sogar ein leichter Budgetüberschuss wahrscheinlich. Sowohl für dieses als auch für das kommende Jahr erwartet das RWI Essen eine Inflationsrate von 1,9% – etwas mehr als im März prognostiziert. Ursachen seien vor allem die zuletzt wieder gestiegenen Energiepreise und die bei zunehmender Kapazitätsauslastung anziehenden Lohnstückkosten.
Für das laufende Quartal deuten die saisonbereinigten Indikatoren bereits eine Gegenreaktion an. So ist die Produktion im Bauhauptgewerbe seit zwei Monaten rückläufig. Auch die Industrieproduktion, insbesondere die Erzeugung von Vorleistungsgütern, sank zuletzt. Dennoch dürfte sich der Aufschwung fortsetzen, worauf schon die hohen Auftragseingänge im ersten Quartal hindeuten. Gleiches gilt für die privaten Konsumausgaben, die durch die Lage am Arbeitsmarkt weiter steigen.
Deutlich stärker als im März prognostiziert dürften die Ausfuhren zunehmen, obwohl sich das weltwirtschaftliche Umfeld nicht grundlegend anders darstellt als zuletzt. Die erneut kräftige Zunahme der Auslandsaufträge im ersten Quartal deutet darauf hin, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporteure stärker verbessert hat als bisher angenommen. Daher wurde die Prognose für die Zunahme der Ausfuhren von 7,7% auf 8,8% angehoben.
Sowohl für dieses als auch für das kommende Jahr erwartet das RWI Essen eine etwas höhere Inflation als im März prognostiziert. Maßgeblich hierfür sind die zuletzt wieder gestiegenen Energiepreise und die aufgrund der sich deutlich verbessernden Kapazitätsauslastung anziehenden Lohnstückkosten. In beiden Jahren dürfte die Preissteigerungsrate jeweils 1,9% betragen. Die Arbeitslosenquote wird voraussichtlich auf 8,8% in diesem und 7,9% im kommenden Jahr sinken. Insbesondere sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse dürften weiterhin geschaffen werden.
Die Finanzlage des Staates entspannt sich vor allem aufgrund des kräftig zunehmenden Steueraufkommens noch stärker als bisher erwartet. In diesem Jahr dürfte die gesamtstaatliche Defizitquote auf 0,3% sinken; im Jahr 2008 ist sogar ein leichter Budgetüberschuss wahrscheinlich, sofern die moderate Ausgabenpolitik fortgesetzt und die Sozialabgabenbelastung nicht verändert wird. (idw/ml)