2006 hatten erstmals mehr als die Hälfte der bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldeten Bewerber für eine Lehrstelle die Schule bereits im Vorjahr oder noch früher verlassen. Diese so genannten „Altbewerber“ haben es auf dem Ausbildungsstellenmarkt besonders schwer, eine Lehrstelle zu finden, obwohl sie über keine schlechteren Schulabschlüsse als Erstbewerber verfügen – im Gegenteil: Sie sind qualifiziert und motiviert.
Dennoch befinden sie sich häufiger in einer außerbetrieblichen Ausbildung, jobben öfter als sonstige Bewerber und sind vermehrt von Arbeitslosigkeit betroffen. Das jedenfalls zeigen die Zahlen einer repräsentativen Befragung von Lehrstellenbewerbern, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) 2006 gemeinsam mit der BA durchgeführte.
Anders als bei der Statistik der BA konnte die BIBB-Bewerberbefragung die Gruppe der Altbewerber auf Personen eingrenzen, die sich auch tatsächlich in früheren Vermittlungsjahren um einen Ausbildungsplatz beworben hatten. Etwa 40 % der rund 763.000 Bewerber gehörten 2006 dieser Gruppe an (2004: 36 %). Die Studie zeigt auch: Je länger die erstmalige Bewerbung zurückliegt, desto schlechter ist die aktuelle Chance auf eine betriebliche Ausbildung.
Obwohl die derzeit gute Konjunktur und die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auch auf dem Ausbildungsstellenmarkt für einen kräftigen Rückenwind sorgen werden, werde sich dadurch nach Meinung der Autoren der BIBB REPORT-Ausgabe 01/07 (in der die Umfrage abgedruckt ist) die spezielle Altbewerber-Problematik nicht lösen lassen. Hierzu seien strukturelle Reformen in der allgemeinen und beruflichen Bildung sowie vielfältige Unterstützungsmaßnahmen für die Betroffenen erforderlich. Der „Innovationskreis berufliche Bildung“ hat inzwischen zehn Leitlinien zur Modernisierung und Strukturverbesserung der beruflichen Bildung verabschiedet. Weitere Informationen zur BA/BIBB-Bewerberbefragung 2006 stehen ebenfalls im Internet bereit. (idw/ml)