Wenn andere frei haben, wird in fast jedem zweiten Betrieb in Europa gearbeitet – nachts, am Wochenende oder zu wechselnden Zeiten (wie bei Schichtarbeit). Die Unternehmen handeln sich mit der Flexibilität rund um die Uhr allerdings oft massive Personalprobleme ein: Manager in Betrieben mit „unüblichen“ Arbeitszeiten“ klagen über mangelnde Motivation ihrer Mitarbeiter, häufige Fehlzeiten, hohen Krankenstand und Fluktuation. Das zeigt eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen.
Am meisten verbreitet sind nach Angaben der IAQ-Arbeitsmarktforscherin Dr. Angelika Kümmerling, Samstagsarbeit und wechselnde Arbeitszeiten, wie etwa Schichtdienst. Schweden, Großbritannien und Finnland liegen hier an der Spitze, Deutschland und Frankreich teilen sich Platz vier. In Dienstleistungsbranchen kommen Nacht- und Wochenendarbeit und wechselnde Arbeitszeiten inzwischen häufiger vor als im produzierenden Gewerbe.
Jeder vierte Betrieb in Europa arbeitet auch samstags, in Deutschland sogar fast jeder dritte. In den späten Abendstunden oder nachts arbeiten ungefähr 9% aller europäischen Betriebe. Schichtarbeit und versetzte Arbeitszeiten sollen helfen, die individuelle Arbeitszeit von den Öffnungs- und Betriebszeiten zu entkoppeln. Jeder fünfte Betrieb in Europa nutzt diese Instrumente. In den neuen Mitgliedsstaaten der EU kommen die neuen Arbeitszeitformen sehr viel häufiger vor als in den alten Ländern.
Die Ausnahmen vom Standardarbeitstag helfen einerseits vielen, Familie und Beruf zu vereinbaren. Andererseits sieht sich die Masse der Arbeitnehmer aber im Konflikt zwischen Arbeitszeiten und den Anforderungen ihres Privatlebens.
Für die repräsentative Studie wurden über 26 000 Befragungen ausgewertet. Der IAQ-Report von Angelika Kümmerling „Arbeiten, wenn andere frei haben – Nacht- und Wochenendarbeit im europäischen Vergleich“ steht als PDF im Netz zur Verfügung. (idw/ml)