Die Hightech-Industrie in Deutschland braucht angesichts des akuten Fachkräftemangels qualifizierte Zuwanderer, mahnt erneut der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM). Nach aktuellen Berechnungen des Verbands gibt es im IT-Sektor 25.000 bis 28.000 offene Stellen. Zusätzlich suchen die Anwenderbranchen vom Maschinenbau über den Handel bis zu Finanzinstituten mehr als 10.000 weitere IT-Fachkräfte.
Die Technologiebranche in Deutschland ist offen für Spitzenkräfte aus aller Welt, stellt der BITKOM fest. Die Politik müsse nur endlich die Hürden für hochqualifizierte Zuwanderer aus dem Weg räumen. Die Reform des Zuwanderungsgesetzes solle die Einkommensgrenze von 85.000 Euro als Voraussetzung für eine dauerhafte Niederlassungserlaubnis halbieren und die Arbeitsmöglichkeiten für ausländische Studierende erleichtern, wenn sie in Deutschland ihren Abschluss machen. Kern der Reform muss aus Sicht des BITKOM die Einführung eines Kriterienkatalogs sein, der die Zuwanderung nach Merkmalen wie Qualifikation, Sprachkenntnissen und Alter steuert.
Grund für den Fachkräftemangel ist der Boom im IT-Sektor bei Software-Anbietern und IT-Dienstleistern, die in Deutschland auf ein Marktvolumen von rund 50 Milliarden Euro kommen. Während der Markt für Telekommunikation (Festnetz, Mobilfunk, Netzausrüster u.a.) unter dem scharfen Preiswettbewerb leidet, profitiert die Informationstechnik (Software, IT-Dienstleister, Computer-Hardware u.a.) vom aktuellen Wirtschaftsaufschwung. Gesucht werden vor allem Software-Entwickler, IT-Projektmanager und IT-Berater.
Auf dem Arbeitsmarkt sind IT-Spezialisten aber nur noch schwer zu bekommen. Die Zahl der arbeitslosen Datenverarbeitungsfachleute hat sich laut BITKOM seit Anfang 2005 auf aktuell rund 30.000 halbiert. Lediglich im Boomjahr 2000 lag die Zahl der arbeitslosen IT-Spezialisten auf dem gleichen, niedrigen Niveau.
In den kommenden Jahren wird sich der Fachkräftemangel aus Sicht des BITKOM bei stabiler Konjunktur verschärfen. Die Studienanfängerzahlen im Fach Informatik sind seit dem Jahr 2000 um ein Viertel auf rund 28.000 im Jahr 2006 eingebrochen. Nach der aktuellen Abbrecherquote erreicht davon nur etwa die Hälfte einen Abschluss. Deshalb seien zur Überwindung des Mangels Reformen im Bildungssystem von Seiten des Staates und höhere Investitionen der Unternehmen in die Aus- und Weiterbildung nötig. (BITKOM/ml)