Jeder zehnte Gründer in Deutschland war im vergangenen Jahr ausländischer Herkunft (115.000). Die Gründerquote unter den Migranten lag damit im vergangenen Jahr bei 2,9 % und überstieg die der Deutschen um 0,3 Prozentpunkte. Dies ergab eine Sonderauswertung des aktuellen KfW-Gründungsmonitors, der jährlich das Gründergeschehen in Deutschland analysiert. Im Vergleich zeigt sich, dass Migranten stärker zu Vollerwerbsgründungen tendieren (51%) als Deutsche (43%). Mögliche Gründe sind schlechtere Chancen bei abhängiger Beschäftigung oder aber höhere Risikobereitschaft und ausgeprägtere Neigung zur selbständigen Tätigkeit.
Hinsichtlich der Herkunftsländer der Gründer gibt es im mehrjährigen Vergleich (2002 gegenüber 2006) interessante Verschiebungen: Die unverändert größte Gründergruppe stellen Türken, die 22 % aller Gründungen ausmachen. Ein starker Rückgang ist jedoch bei den ebenfalls traditionellen Nationalitäten der Italiener und Griechen festzustellen. Immer mehr an Bedeutung gewinnen aber Gründer aus Osteuropa, insbesondere aus Russland, Polen und den Balkanstaaten sowie Kasachstan. Die Anteile dieser Gruppen summieren sich inzwischen auf knapp 30%.
Weitere Unterschiede zwischen Gründern mit Migrationshintergrund und Deutschen: Mit 34% ist der Anteil der weiblichen Gründer bei Migranten noch etwas geringer als bei Deutschen (39%). Migranten sind bei der Gründung durchschnittlich 32 Jahre alt und damit rund sechs Jahre jünger als Deutsche. Dieser Unterschied spiegelt die Altersunterschiede in den Populationen beider Gruppen wieder – die Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist deutlich jünger als die einheimische Bevölkerung.
Gründer mit Migrationshintergrund besitzen genauso häufig die Hochschulreife (etwa 17%) und sogar häufiger einen Hochschulabschluss (18% gegenüber 14%) als deutsche Gründer. Gleichzeitig haben sie häufiger keinen Lehrabschluss (6% gegenüber 2%) und seltener eine abgeschlossene Lehre (22% gegenüber 28%).
Bei der Branchenaufteilung zeigt sich, dass der Anteil von Gründungen im Handel bei Migranten mit 40% fast doppelt so hoch ist wie der entsprechende Anteil unter deutschen Gründern mit 21%. Weiterhin gründen Personen mit Migrationshintergrund häufiger im Bau (10% gegenüber 6%) und im Gastgewerbe (4% gegenüber 2,6%). Einzel – und Großhandel bieten Migranten besonders gute Voraussetzungen durch ihre Vermittlerrolle zwischen verschiedenen Kulturen.
Die Studie steht im Internet zur Verfügung. (ots/ml)