Der Standort Deutschland wird bei ausländischen Investoren insbesondere aus Schwellenländern immer beliebter. Deren Engagement ist inzwischen auf etwa 50% des deutschen Engagements in Wachstumsmärkten angewachsen. Allerdings ist Erfolg bei Weitem nicht garantiert: Akquisitionsziele bei Merger&Acquisition-Transaktionen (M&A: Firmenfusionen und -käufe) werden in weniger als der Hälfte der Fälle auch tatsächlich im erwarteten Zeitrahmen erreicht. Worauf es ankommt, zeigt die Deloitte-Studie „East meets West – Inbound M&A Germany: Emerging Market Perspectives“.
In Deutschland nehmen internationale M&A-Aktivitäten zu: Im Jahr 2005 waren bei rund 42% aller Firmenkäufe noch ausschließlich deutsche Unternehmen beteiligt. Heute sind bereits bei zwei Dritteln ausländische Firmen involviert – auch und vor allem aus aufsteigenden Wirtschaftsmächten wie Indien und China. Zwar steht das deutsche Engagement in neue Märkte zu dem ausländischer Investoren in Deutschland noch in einem Verhältnis von 2:1, doch nimmt das Interesse an deutschen Unternehmen stetig zu.
Innerhalb der letzten zwei Jahre stiegen die Investments von 5 auf 12% – 70 Akquisitionen in den letzten drei Jahren. Bei den Investoren handelt es sich bisher selten um Private-Equity-Gesellschaften, doch erwartet man künftig eine vermehrte Aktivität chinesischer Privatinvestoren.
Was macht deutsche Unternehmen so interessant? „Neben dem technologischen Know-how ist es vor allem die geografische Lage im Herzen Europas mit ihrer Brückenfunktion zwischen West und Ost. Auch die hervorragende Infrastruktur in Deutschland zieht ausländische Unternehmen an“, erklärt Dr. Andreas Pohl von Deloitte. „Noch vor wenigen Jahren war der Technologietransfer das Hauptmotiv. Inzwischen sind jedoch die Aussichten, sich durch den Standort weiter oben in der Wertschöpfungskette zu positionieren, sowie eine verstärkte Durchdringung der hiesigen Märkte deutlich in den Vordergrund gerückt.“
Interessant sind finanziell gesunde, inhabergeführte Mittelständler: Bei mehr als 70% der bislang realisierten Übernahmen handelte es sich um solche Unternehmen. Den Ausschlag für einen Verkauf geben zumeist Probleme bei der Nachfolgeregelung sowie mangelnde Ressourcen für eine weitere Expansion. Branchen sind häufig die Fertigungsindustrie, der Automobil- sowie der Technologiesektor, aber auch Textil- und Lebensmittelhersteller sowie Einzelhandelsketten.
Trotz steigender M&As von ausländischen Unternehmen in Deutschland ist der Erfolg damit bei Weitem nicht garantiert. Im Gegenteil: Eine aktuelle globale Deloitte-Befragung ergab, dass knapp die Hälfte aller M&A-Transaktionen ihre Ziele verfehlen. Die größten Hürden sind unzufriedene Mitarbeiter, kulturelle Unterschiede, unsichere Kundenbeziehungen sowie zögerliche Zulieferer. (ots/ml)