Der deutsche Markt für Biometrie wird sich in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln, prognostiziert der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM). Der Umsatz werde von rund 120 Millionen Euro im Jahr 2006 auf voraussichtlich rund 300 Millionen Euro im Jahr 2010 wachsen.
Die wichtigste Technologie bleibe die Erkennung von Fingerabdrücken. An Bedeutung gewinne die Gesichtserkennung. Deren Anteil am Marktumsatz werde von derzeit gut einem Fünftel auf ungefähr 30% steigen. Das geht laut BITKOM aus einer Studie hervor, die Roland Berger für den Verband ausgearbeitet hat.
Während Ausweise oder Passwörter vergessen, gestohlen gefälscht oder bewusst weitergegeben werden können, sind Fingerabdruck, Iris, Gesicht oder Stimme untrennbar mit der Person verbunden. Daraus resultiere der besondere Vorteil der Biometrie. Derzeit stellen knapp 100 deutsche Unternehmen mit mehreren tausend Beschäftigten biometrische Produkte her oder befassen sich mit der Systemintegration. Die meisten dieser Unternehmen sitzen in Bayern und Baden-Württemberg, gefolgt von Hessen sowie Nordrhein-Westfalen und Berlin.
„Die deutsche Biometriebranche genießt international einen guten Ruf und ist bei der Gesichtserkennung weltweit führend“, sagte Prof. Dieter Kempf, Mitglied des BITKOM-Präsidiums bei der Vorstellung der Studie. Da die Branche in Deutschland jedoch im internationalen Vergleich eher mittelständisch geprägt sei, mangele es häufig an Finanzmitteln für Forschung, Entwicklung und internationale Vermarktung.
Der Markt für biometrische Technologien wird stark von politischen Entscheidungen geprägt: Soreon Research schätzt den staatlichen Anteil bei der Nachfrage für das Jahr 2009 auf 45% des deutschen Gesamtmarktes. Die Bedeutung öffentlicher Nachfrage erklärt auch, warum die volkswirtschaftliche Bedeutung der Biometrie in den USA weltweit am höchsten ist: Dort liegt der Anteil des Branchenumsatzes bei 0,005% des Bruttoinlandsproduktes, fast drei Mal so hoch wie in Europa. Der weltweite Umsatz der biometrischen Industrie wird nach Schätzungen der International Biometric Group von 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2006 auf 4,8 Milliarden Euro im Jahr 2010 steigen. (BITKOM/ml)