Der Standort Deutschland profitiert vom zunehmenden Auslandsengagement der deutschen Unternehmen. Das geht aus der Umfrage „Going International 2007“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervor. Wie die Erhebung zeigt, hat allein die Exportwirtschaft seit Juli 2006 in Deutschland zusätzlich rund 200.000 Arbeitsplätze geschaffen. Selbst der wachsende Einsatz von Kapital im Ausland bringt jetzt ein deutliches Plus an inländischer Beschäftigung.
DIHK-Chefvolkswirt Axel Nitschke wies bei der Vorstellung der Studie besonders darauf hin, dass der Personalbestand auslandsaktiver Unternehmen im Inland im Vergleich zu den Vorjahren erheblich angestiegen sei. Nitschke: „Der positive Beschäftigungssaldo im Inland ist mit 25 Prozentpunkten drei Mal größer als der im Ausland. In den Vorjahren lag er noch bei 15 (2005) beziehungsweise 16 Prozentpunkten (2006). Gut ein Drittel der neu geschaffenen Arbeitsplätze in Deutschland, insgesamt rund 200.000, geht damit auf das Konto von Firmen, die mittel- und unmittelbar vom Export abhängen.“
Vor allem die Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes, zumal wenn sie im Ausland investiert haben, verzeichnen laut Studie ein starkes Beschäftigungsplus im Inland – der positive inländische Beschäftigungssaldo von 33 Prozentpunkten liegt deutlich über dem Durchschnittssaldo. Damit trägt auch die häufig im Ausland über Tochtergesellschaften, Repräsentanzen und Joint Ventures investierende Industrie zum Aufschwung des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland bei.
Nach wie vor dominieren Exportgeschäfte die Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen: 88% der auslandsaktiven deutschen Unternehmen sind im Export tätig. Erfolgreiche deutsche Unternehmen sind im Ausland breit aufgestellt, der Internationalisierungsgrad ist hoch – nicht nur bei den Global Playern. Typische Mittelständler sind im Schnitt bereits auf 16 Auslandsmärkten aktiv. Selbst kleine Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis zu 500.000 Euro bearbeiten durchschnittlich sieben Märkte. Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro tätigen Geschäfte in durchschnittlich 27 Ländern.
Die Erschließung eines neuen Marktes steht bei jedem Auslandsengagement klar im Vordergrund: 95% der Befragten gaben dies als Hauptmotiv an. Ähnlich bedeutend sind die Gründe Wettbewerbssituation und Kundenwunsch bzw. Nähe zum Kunden. Alle anderen standort- und kostenbezogenen Gründe sind bei den im Auslandsgeschäft tätigen Unternehmen derzeit mit etwas über 50% der Nennungen von geringerer Bedeutung. Entsprechende Erwartungen, zum Beispiel die Hoffnung auf bessere staatliche Rahmenbedingungen, sind bei den meisten Unternehmen enttäuscht worden – insbesondere im Einzel- und im Großhandel.
Das Engagement von Mittelständlern hängt entscheidend davon ab, auf welchen Märkten sie die größten Wachstumspotenziale sehen. Und die liegen nicht immer in den Megamärkten: In Ländern wie Rumänien, Griechenland, den Baltischen Staaten, Weißrussland und den lateinamerikanischen Staaten wird die größte Dynamik in der Geschäftsentwicklung der nächsten zwei bis fünf Jahre erwartet, wohingegen sich die Wirtschaft von den europäischen Märkten, in denen deutsche Unternehmen traditionell ihre Haupthandelspartner finden, keine derart dynamischen Wachstumspotenziale verspricht.
An der Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKs) und der Auslandshandelskammern (AHKs) haben sich insgesamt 3600 auslandsaktive Unternehmen im In- und Ausland beteiligt. Die Umfrageergebnisse stehen im Internet als Download kostenlos zur Verfügung. (DIHK/ml)