In Zeiten, in denen eine kleine Gewerkschaft bundesweit den Güterverkehr lahmzulegen droht, ist ein Blick in die Transportstatistik von besonderem Interesse für die gesellschaftspolitische Diskussion. So wurden auf dem deutschen Schienennetz von Januar bis September 2007 insgesamt 271,0 Millionen Tonnen transportiert. Diese und die folgenden Daten stammen allesamt vom Statistischen Bundesamt.
Rechnet man die Transportwerte auf die 273 Tage in diesem Zeitraum um, beläuft sich das Transportvolumen pro Tag auf etwa eine Million Tonnen. Eine Tonne wurde dabei mit Eisenbahnen durchschnittlich 319 Kilometer weit transportiert, so dass die gesamte Transportleistung auf 86,4 Milliarden Tonnenkilometer stieg und damit einen historischen Höchstwert für die ersten neun Monate eines Jahres erreichte.
Bezogen auf den entsprechenden Vorjahreszeitraum liegt die Zunahme der Transportmenge damit bei 5,6%, die Transportleistung ist mit 9,5% noch stärker angewachsen. Die daraus errechenbare durchschnittliche Versandweite ist um 3,6% gestiegen. Eigentlich ein Vorgang, der umweltbewusste Bürger freuen sollte. Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL dürfte diesem Trend zur Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene allerdings vorerst einen Rückschlag versetzt haben.
Noch folgenschwerer könnten die Auswirkungen allerdings im internationalen Güterverkehr sein, denn der grenzüberschreitende Versand (42,7 Millionen Tonnen) und Empfang (44,8 Millionen Tonnen) wuchs mit 5,5% beziehungsweise 8,6% gegenüber den ersten drei Quartalen 2006 deutlich stärker als der Binnenverkehr (168,7 Millionen Tonnen; +4,1%). Die größte Zunahme zeigte mit einem Plus von 15,1% auf 14,8 Millionen Tonnen der Durchgangsverkehr. Vor allem beim Durchgangsverkehr richten die Streiks in den betroffenen Nachbarländern neben den rein wirtschaftlichen Schäden einen gewaltigen Vertrauensschaden an.
Wachstumsträger der ersten drei Quartale blieb nach Angaben der Statistiker der kombinierte Verkehr (Container und Wechselbehälter): Die Tonnage erhöhte sich um 19,6% auf 45,5 Millionen Tonnen, die tonnenkilometrische Leistung belief sich auf 22,7 Milliarden Tonnenkilometer (+18,8%).
Die volumenstärkste Güterabteilung „Besondere Transportgüter“ stieg mit 51,2 Millionen Tonnen um 18,8%. Der Transport von Eisen und NE-Metallen als zweitbedeutendste Gütergruppe wuchs um 6,3% auf 46,7 Millionen Tonnen, während feste mineralische Brennstoffe mit 37,2 Millionen Tonnen (-3,2%) Einbußen hinnehmen mussten. Die prozentual höchste Zunahme (+20,5%) gab es beim Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen mit 9,4 Millionen Tonnen.
Vor dem Hintergrund dieser an und für sich positiven Entwicklung lastet auf den Streikkontrahenten beiderseits des Verhandlungstisches eine besonders große Verantwortung. (ml)