Das Zahlungsverhalten in Deutschland hat sich deutlich verbessert. In der aktuellen Herbstumfrage unter den 521 Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) gaben 84% der befragten Firmen an, dass Rechnungen derzeit genauso gut oder besser bezahlt werden als noch im Frühjahr. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auf voraussichtlich nur noch 28.000 (2006: 30.357).
Die gute Konjunktur verbessert vor allem das Zahlungsverhalten gewerblicher Schuldner. Nur noch 40% der BDIU-Mitglieder melden, dass Unternehmen Rechnungen wegen einer aktuell schlechten Auftragslage nicht bezahlen. Vor zwei Jahren waren es noch 75%.
Besonders der Bau profitiert von der Entwicklung. In der Umfrage bemängeln lediglich 54% der Inkassounternehmen die Rechnungstreue der Kunden in dieser Branche (Herbst 2006: 70%). Hier gehen die Insolvenzen mit -20% auch überdurchschnittlich stark zurück. Branchen mit Problemen beim Zahlungsverhalten sind jetzt noch das Handwerk insgesamt (63%) und das Dienstleistungsgewerbe (57%).
Gleichzeitig aber steigt die Zahl der reinen Verbraucherinsolvenzen. Bis Ende des Jahres erwartet der BDIU rund 106.000 Verfahren – fast 14% mehr als 2006 (93.243). Wichtiger Grund ist neben Arbeitslosigkeit die hohe Überschuldung vieler Verbraucher (wir berichteten darüber). „Überschuldung muss bekämpft werden“, fordert BDIU-Präsident Stephan Jender. „Die jetzt beschlossene Reform der Verbraucherinsolvenz leistet das nicht.“
Mittellose Schuldner sollen demnach künftig ein vereinfachtes Entschuldungsverfahren durchlaufen, müssen sich aber zu Beginn mit 25 Euro und später monatlich 13 Euro finanziell selbst beteiligen. „Das ist zumindest richtig, um die Finanzkompetenz der Schuldner zu verbessern“, begrüßt Jender. „Hier muss aber noch viel mehr getan werden.“ So kritisieren in der Umfrage 37% der Inkassounternehmen, dass jüngere Schuldner schlechter zahlen als Ältere. Der BDIU fordert daher mehr Aufklärung und Schuldenprävention in der Schule. „So lässt sich Überschuldung frühzeitig vorbeugen“, ist Jender überzeugt.
Kein gutes Beispiel indes liefern den Bürgern die Kommunen. 88% der BDIU-Firmen melden: Das ohnehin schlechte Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand habe sich in diesem Herbst nicht verändert. Ein Grund: Die eigenen hohen Außenstände der Kommunen. So beträgt die Gesamtsumme an offenen und niedergeschlagenen Forderungen bei Städten und Gemeinden nach Einschätzung des BDIU mindestens 12 Milliarden Euro. BDIU-Sprecher Wolfgang Spitz: „Die Kommunen müssen ihr eigenes Forderungsmanagement effizienter gestalten.“
Alle Ergebnisse der BDIU-Herbstumfrage stehen auf der Homepage des BDIU zur Verfügung. (ots/ml)