In der deutschen Wirtschaft gibt es derzeit 43.000 offene Stellen für IT-Fachleute. Davon entfallen 18.000 Jobs auf die IT-Branche und 25.000 auf Wirtschaftszweige, in denen Informations- und Kommunikationstechnik zum Einsatz kommt. 60% der IT-Unternehmen suchen zusätzliche Mitarbeiter, insbesondere hoch qualifizierte Software-Entwickler und IT-Manager. Die Jobperspektiven für IT-Fachkräfte sind so gut wie seit Jahren nicht mehr. Das geht aus einer aktuellen Studie des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) hervor.
Grundlage der Studie ist eine repräsentative Umfrage des Instituts Aris Umfrageforschung unter 600 ITK-Unternehmen und 800 Firmen anderer Branchen. Sie wurde aus Anlaß des bevorstehenden zweiten nationalen IT-Gipfels vorgestellt. Der Gipfel findet am 10. Dezember in Hannover statt. An der Veranstaltung nehmen neben Spitzenpolitikern rund 500 Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft teil.
Der Fachkräftemangel führt nach Meinung der Experten zu volkswirtschaftlichen Schäden in Milliardenhöhe. Ein Viertel der IT-Unternehmen mit offenen IT-Stellen mussten laut der Umfrage Aufträge ablehnen, weil sie keine geeigneten Mitarbeiter gefunden haben. Nach BITKOM-Schätzung kosten nicht besetzte Stellen die ITK-Industrie in diesem Jahr rund eine Milliarde Euro.
Ebenfalls im Rahmen des IT-Gipfels soll der Chief Information Officer (CIO) der Bundesregierung angesprochen werden. Damit werde nach Auskunft des BITKOM ein seit langem bestehender Vorschlag der IT-Industrie umgesetzt. Zu den Aufgaben des CIO gehört die Koordination der IT-Aktivitäten des Bundes. Er ist gleichzeitig die zentrale Schnittstelle zwischen Bund und Ländern in IT-Fragen.
Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels sind aus Sicht der Hightech-Branche weitere Reformen auf allen Stufen des Bildungssystems notwendig. Der BITKOM schlägt in seinem neuen Grundsatzpapier zur Bildungspolitik vor, den technisch-naturwissenschaftlichen Unterricht in den Schulen zu stärken und die Informatik als Pflichtfach in der Sekundarstufe I zu etablieren. Spezielle Zusatzangebote sollen Mädchen in der Schule für technische Themen begeistern und mehr junge Frauen überzeugen, später Informatik oder Ingenieurwesen zu studieren.
Die zweite Säule zur Bekämpfung des Fachkräftemangels ist eine gesteuerte Zuwanderung von Hochqualifizierten. Allerdings haben in der BITKOM-Studie fast 40% der IT-Unternehmen angegeben, dass sie mehr ausländische IT-Spezialisten einstellen würden, wenn der Verwaltungsaufwand nicht so groß wäre. Immerhin 10% sagen, dass sie Projekte in Länder außerhalb der EU verlagern müssten, wenn es gar keine Zuwanderung geben würde. (BITKOM/ml)