Führt der Trend zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft zu einem nachhaltigen Bedeutungsverlust der betrieblichen Berufsausbildung in Deutschland – so wie es manche Berufsbildungsexperten vorhersagen? Keineswegs, behauptet eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Das duale Berufsausbildungssystem sei moderner als sein Ruf und längst in der Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft angekommen.
Betrachte man die aktuellen Ausbildungsstrukturen im dualen System, so liege der Schwerpunkt der betrieblichen Ausbildung nicht mehr wie früher im verarbeitenden Gewerbe, sondern bereits eindeutig im Dienstleistungsbereich, versichern die Experten des BIBB. Rund zwei Drittel aller Auszubildenden absolvieren dort ihre Ausbildung. Noch im Vergleichsjahr 1980 betrug der Bestand an Ausbildungsstellen im privatwirtschaftlichen Dienstleistungssektor lediglich 38% und im öffentlichen bzw. Non-Profit-Sektor insgesamt 11%.
„Das duale Berufsausbildungssystem hat damit unter Beweis gestellt, dass es auf veränderte Anforderungen und Bedingungen sehr wohl reagieren kann. Es ist wandlungs-, leistungs- und innovationsfähiger als manche Kritiker uns glauben machen wollen“, so Manfred Kremer, Präsident des BIBB.
Werden statt der Wirtschaftssektoren die Berufe herangezogen, so habe es auch hier eine deutliche Verschiebung hin zu den Dienstleistungsberufen gegeben. Mittlerweile werden rund 57% aller Ausbildungsverträge in diesem Bereich abgeschlossen. Vor allem die seit 1996 intensivierte Neuordnung und Modernisierung von Ausbildungsberufen im Dienstleistungssektor hat den Analysen zufolge diesen Anpassungsprozess nachhaltig unterstützt. So konnten die Verluste an betrieblichen Ausbildungsplätzen in traditionellen Bereichen zumindest teilweise kompensiert werden.
Trotz dieses erfolgreichen Anpassungsprozesses des dualen Berufsausbildungssystems verbleibt ein Defizit an Ausbildungsplätzen, wie die Lehrstellenbilanzen der vergangenen Jahre gezeigt haben. „Insofern ist eine Fortsetzung des Reformprozesses in der beruflichen Bildung unabdingbar“, so Manfred Kremer. Die ausführliche Studie kann als Sammelband für rund 20 Euro im Buchhandel oder beim Bertelsmann Verlag bezogen werden (ISBN: 978-3-7639-1097-7). (idw/ml)