Die Banque du Liban und die Global Association of Risk Professionals entwickeln gemeinsam neue Verfahren für das Management von Finanzrisiken islamischer Finanzprodukte. Das weltweit explosive Wachstum solcher Finanzprodukte erfordert dringend neue Managementmethoden für die damit verbundenen Risiken. Aufgrund des Einflusses der Scharia auf islamische Geschäftspraktiken versagen in der Regel konventionelle westliche Ansätze bei der Bewertung des Risikos.
Zwei Organisationen haben sich zusammengetan, um entsprechende Methoden zu entwickeln: die Global Association of Risk Professionals (GARP) und die Banque du Liban. Die beiden Organisationen werden gemeinsam das erste Zertifikat seiner Art für Risikomanagement für islamische Finanzinstitutionen entwickeln, das gegen Ende des Jahres 2008 vorgestellt werden wird.
Warum ist für islamische Finanzprodukte ein anderes Risikomanagement nötig? Der Islam fordert von jedem Gläubigen, auch in seinen Geschäfts- und Finanzaktivitäten die religiösen Gesetze zu befolgen. Diese schreiben vor, dass Investoren keine Transaktionen tätigen dürfen, die spekulativer Natur sind, Zinszahlungen umfassen oder vertragliche Unsicherheiten enthalten. Darüber hinaus müssen alle Transaktionen durch Vermögenswerte besichert sein. Entsprechend gilt: Andere Spielregeln, anderes Risiko. (ots/ml)
MittelstandsWiki meint:
- Zugegeben, die dieser Meldung zugrunde liegende Presseinformation befremdete die Redaktion des MittelstandsWiki im ersten Moment. Wer aber die Entwicklung der Golfstaaten in den letzten zwei, drei Jahren verfolgt hat und sich nicht mit den täglichen Bildern aus den Armenregionen des Nahen Ostens zufrieden gab, der konnte in der Golfregion eine ähnliche Entwicklung beobachten, wie vor zehn Jahren in den Küstenregionen Chinas. Golfstaaten wie Kuwait, Saudi Arabien oder die Arabischen Emirate gehören zu den reichsten Staaten der Welt und werden in einigen Jahren die westliche Öffentlichkeit mit einer unerwartet rasanten Öffnung nach Westen voraussichtlich ebenso überraschen, wie in den letzten Jahren China. Ein Abstecher nach Dubai wird jedem Zweifler schon heute die Augen öffnen.
- Die Ölmilliarden speisen tatsächlich jetzt schon einen riesigen Finanzmarkt. Aber bei aller Ähnlichkeit mit anderen Finanzmärkten dieser Welt, darf tatsächlich nie vergessen werden, dass diese Staaten eine strenge Staatsreligion besitzen, den Islam. Es wäre töricht zu glauben, das hätte keinen Einfluß auf die Art, Finanzgeschäfte zu machen. Der deutsche Mittelstand täte gut daran, diesen Markt näher in Augenschein zu nehmen und seine Spielregeln zu lernen, denn der Nahe Osten ist Europa näher als den USA. Das kann eine Chance sein. Wir Europäer müssen sie nur rechtzeitig wahrnehmen.
- Übrigens: Einen interessanten Beitrag zum Thema islamische Aktienfonds findet man beim WDR. (ml)
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