Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland geht 2007 infolge des starken Aufschwung deutlich zurück. Allerdings muss für 2008 mit einem Ende dieser Entwicklung gerechnet werden, prognostiziert der Kreditversicherer Euler Hermes. Auslöser sei die für 2008 absehbar schwächere Wirtschaftsdynamik. Für 2007 rechnet der Versicherer noch mit einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um ca. 14% auf rund 28.500 Unternehmensinsolvenzen.
Für 2008 soll die Zahl der Insolvenzen dann stagnieren. Die gerichtlich angemeldeten Forderungen sinken 2007 um circa 12% auf rund 18 Milliarden Euro.
Trotz der Entspannung in den vergangenen Jahren liege das Niveau der Insolvenzen noch immer hoch. „Besonders Klein- und Mittelbetriebe haben nach wie vor nur geringe finanzielle Reserven und sind deshalb stark gefährdet. Trotz offensichtlicher Entspannung tragen Lieferantenkredite stark zu ihrer Finanzierung bei, so dass ein unzureichendes Inkassomanagement, schlechte Zahlungsmoral und Managementfehler das Insolvenzrisiko vergrößern,“ klagt Dr. Gerd-Uwe Baden, Vorstandsvorsitzender der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG.
An der Spitze der Insolvenzskala steht 2007 weiterhin der Dienstleistungsbereich mit 14.430 Pleiten, also rund der Hälfte aller Unternehmensinsolvenzen. Danach folgen der Handel mit 5900 Fällen (21%) und das Baugewerbe mit 5300 (19%). Am deutlichsten macht sich die konjunkturelle Entspannung im Verarbeitenden Gewerbe bemerkbar, welches mit 2400 Fällen nur 8% aller Unternehmensinsolvenzen verzeichnet.
Trotz der günstigen Entwicklung bleibt die Insolvenzhäufigkeit im Baugewerbe mit 164 Fällen je 10.000 Unternehmen 2007 wesentlich höher als in den anderen Branchen, die auf Insolvenzzahlen von 88 (Dienstleistungen), 87 (Verarbeitendes Gewerbe) und 84 (Handel) kommen. Im Durchschnitt aller Wirtschaftszweige liegt die Insolvenzhäufigkeit 2007 bei 94 Fällen je 10.000 Unternehmen.
Bezogen auf die Rechtsformen prognostizieren die Experten von Euler Hermes bei den Personen und Kapitalgesellschaften 2007 insgesamt rund 14.000 Insolvenzen und bei der Gruppe Kleingewerbe, Freie Berufe, Einzelunternehmen 14.500 Fälle.
Mit 112 Fällen je 10.000 Unternehmen ist die Insolvenzhäufigkeit im Osten weiterhin wesentlich höher als im Westen mit durchschnittlich 89 Fällen. Die höchste Quote hat Sachsen mit 136, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 132 und Nordrhein-Westfalen mit 126. Die niedrigsten Werte weist Baden-Württemberg auf mit 52, danach folgen Bayern (72) und Thüringen (73). Hamburg liegt mit einem Wert von 74 noch im vorderen Feld des Ländervergleichs.
Im europäischen Vergleich steht Deutschland damit noch relativ gut da. Während die Zahl der Insolvenzen in Deutschland 2007 noch zurückgeht und 2008 nur stagnieren wird, verzeichnet Frankreich 2007 und 2008 bereits eine deutliche Zunahme. Euler Hermes prognostiziert für den Nachbarn in 2007 ein Plus von 5,4% auf 49.900 Insolvenzen, 2008 einen weiteren Zuwachs um 3,4% auf 51.600. In Großbritannien wird die Zahl der Firmenpleiten 2007 voraussichtlich um 15,1% auf 20.400 zurückgehen, 2008 jedoch voraussichtlich wieder um 8,3 % auf 22.100 steigen. Italien erlebt nach einem Minus von 49,5% auf 5500 Fälle 2008 voraussichtlich wieder einen Zuwachs von 27,3% auf 7000 Pleiten. Insgesamt dürften die Firmeninsolvenzen in Westeuropa 2007 um 7,5% auf rund 146.000 zurückgehen, so die Prognose, 2008 aber wieder um 4,0% auf rund 152.000 steigen. (Euler Hermes/ml)