Die überwiegende Mehrzahl der deutschen Unternehmen erwägt keine Verlagerung ihrer Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten (FuE) ins Ausland. 63% der Unternehmen halten dem Forschungsstandort Deutschland die Treue. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Nur 5% der 1000 befragten Unternehmen wollen Forschungsaufträge und Labore verstärkt ins Ausland verlagern.
Das Bekenntnis zum Forschungsstandort Deutschland hängt allerdings von der Unternehmensgröße ab. Während 54% der Unternehmen mit weniger als 10 Millionen Euro Umsatz ihre FuE-Aktivitäten weiter in der Bundesrepublik konzentrieren wollen, sind es bei Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten 73%.
Zu den Pluspunkten des Standortes zählen laut Umfrage Hochschulen, die sich zunehmend für die Zusammenarbeit mit Unternehmen öffnen und den Wissensaustausch – von gemeinsamen Forschungsprojekten bis zur Patentverwertung – als gleichrangige Aufgabe neben Grundlagenforschung und Lehre begreifen. Eine großangelegte Studie des Stifterverbandes („Innovationsfaktor Kooperation“) hatte im Mai des Jahres gezeigt, dass Hochschulen und Unternehmen verstärkt strategische Partnerschaften eingehen.
11% der Großunternehmen geben allerdings an, einen Teil der Forschungsaktivitäten ins Ausland verlagern zu wollen. Im Mittel aller befragten Unternehmen sind es nur 5%. Zur Sorge sei aber kein Anlass, meinen die Studienmacher, denn Deutschland werde zunehmend für ausländische Konzerne attraktiv und ziehe zusätzliche Forschungsinvestitionen an. Rund ein Viertel der FuE-Aktivitäten der Wirtschaft in Deutschland im Jahre 2005 entfiel auf ausländische Unternehmen. Im Jahre 1995 waren es erst 16%. Neben der Attraktivität des Standortes selbst trügen dazu aber auch Unternehmensaufkäufe global operierender Unternehmensgruppen bei. Insgesamt zeigt die Globalisierung der Industrieforschung für Deutschland eine ausgeglichene Bilanz: Deutsche Unternehmensgruppen setzten in ihren ausländischen Töchtern für FuE ungefähr genauso viel ein, wie ausländische Unternehmensgruppen am Standort Deutschland.
Jene Unternehmen, die ihre Forschungsaktivitäten in Zukunft stärker ins Ausland verlagern wollen, begründen dies in erster Linie mit besseren Rahmenbedingungen (48%). Für 33% liegt dieser Schritt in der Nähe zu internationalen Märkten begründet, während 27% den im Ausland liegenden Sitz der Unternehmens- oder Konzernzentrale angeben. (idw/ml)