Die Deutsche Bauindustrie sieht trotz zunehmender gesamtwirtschaftlicher Risiken gute Chancen, dass sich der Bauaufschwung 2008 fortsetzt: „Wir halten ein moderates Umsatzwachstum von nominal 3% bei einer Baupreissteigerung von 2 bis 2,5% für möglich,“ erklärte gestern in Berlin der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel (siehe Bild), anlässlich der Jahresauftakt-Pressekonferenz seines Verbandes.
Die konjunkturelle Entwicklung sei allerdings durch starke regionale Unterschiede zwischen den alten und den neuen, aber auch zwischen den süddeutschen und den norddeutschen Bundesländern geprägt. Die Beschäftigung werde sich stabil entwickeln. Für 2008 erwartet der Verband, dass rund 714.000 Menschen eine Beschäftigung im deutschen Bauhauptgewerbe finden werden.
Die Stimmung in der deutschen Bauwirtschaft habe bislang unter den zunehmenden gesamtwirtschaftlichen Risiken nur wenig gelitten, erklärte Keitel. Ein „goldener Oktober“ habe dem deutschen Bauhauptgewerbe zuletzt einen Auftragsschub von nominal 28,6% beschert. Für die Monate Januar bis Oktober ergebe sich damit ein Auftragsplus von nominal 8,5%. Die lebhafte Nachfrageentwicklung habe 2007 auch die Bauproduktion angekurbelt. Die Unternehmen hätten in den ersten zehn Monaten 2007 immerhin 3,7% mehr Arbeitsstunden geleistet als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Vor diesem Hintergrund sei es überraschend, dass sich die positive Auftrags- und auch Produktionsentwicklung bislang nur in einem Umsatzplus von nominal 3,1% niedergeschlagen habe. Für das Gesamtjahr 2007 erwartet der Hauptverband allerdings noch ein Umsatzplus von 4%. Als Triebfeder des Bauaufschwungs sieht der Verband auch 2008 die Baunachfrage der gewerblichen Wirtschaft.
Der öffentliche Bau könne sich 2008 zum zweiten Standbein der Baukonjunktur entwickeln. Die Städte und Gemeinden hätten 2007 ihre jahrelange Investitionszurückhaltung aufgegeben. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2007 seien die kommunalen Bauausgaben um nominal 8% gestiegen.
Der Wohnungsbau habe 2007 allerdings unter den Spätfolgen der Sonderkonjunktur des Jahres 2006 gelitten, erklärte Keitel. Das Auslaufen der Eigenheimzulage vor allem aber auch die Mehrwertsteuererhöhung hätten viele private Bauherren dazu veranlasst, ihre Projekte vorzuziehen. Die Projektlücke für das Jahr 2007 sei damit vorprogrammiert gewesen. Inzwischen zeichne sich aber auch im Wohnungsbau eine „Bodenbildung“ ab. Der Verfall der Genehmigungszahlen für Wohnbauten habe im Februar 2007 seinen Tiefpunkt erreicht. Für die deutsche Bauwirtschaft bedeute dies, dass sich der Wohnungsbau im Verlauf des Jahres 2008 auf einem niedrigen Niveau stabilisieren werde.
Sorgen bereitet dem Hauptverband allerdings die mittelfristige Entwicklung über das Jahr 2008 hinaus. Einiges spreche dafür, dass die gute Investitionsgüterkonjunktur 2008 ihren Zenit überschreiten werde, erklärte Keitel. Es sei deshalb zu erwarten, dass der bisherige Motor Wirtschaftsbau ab 2009 langsamer laufen werde. (Deutsche Bauindustrie/ml)