Befürchtungen, Belegschaften könnten durch die vermehrte Einstellung älterer Mitarbeiter weniger tatkräftig werden, sind unbegründet. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hält es jeder zweite über 50-Jährige für wichtig bis sehr wichtig, durch eigenen Einsatz und Leistung im Leben etwas zu erreichen. Bei den 16- bis 49-Jährigen ist der Anteil nur geringfügig höher. Zudem krempeln die älteren Erwerbstätigen im Job die Ärmel genauso hoch wie ihre jüngeren Kollegen.
Eine Befragung der Initiative Neue Qualität der Arbeit ergab, dass rund zwei Drittel der über 50-Jährigen oft bis immer „mit richtiger Freude“ arbeiten. Bei den Jüngeren sieht es nicht besser aus. Außerdem halten die Beschäftigten dem Arbeitgeber mit steigendem Alter stärker die Treue – rund 55% der Generation 50-Plus sind ihrem Unternehmen „besonders verbunden“; bei den unter 30-Jährigen sind es hingegen nur 43%.
Wirtschaft und Gesellschaft scheinen die Leistungen der Älteren zu schätzen. Eine Befragung von Personalverantwortlichen aus gut 15.000 Betrieben ermittelte 2002, dass nur 15% der Befragten grundsätzlich nicht zur Einstellung Älterer bereit sind; gut die Hälfte hingegen hatte keine Vorbehalte. Die Personaler lobten vor allem die Arbeitsmoral, das hohe Qualitätsbewusstsein, den Erfahrungsschatz und die Loyalität der älteren Semester sowie die Lernbereitschaft, die ebenso hoch wie bei jüngeren Mitarbeitern sei.
Eine Umfrage des Bundesverbandes Junger Unternehmer (BJU) aus dem Jahr 2006 unter seinen Mitgliedern bestätigt dies: Gut 70% der jungen Chefs sagten, sie hätten nichts dagegen, Ältere einzustellen. Etwa 44% der Befragten waren der Auffassung, dass die Generation 50-Plus genauso viel leistet wie die Jüngeren. Knapp 39% der jungen Führungskräfte schätzten das erfahrungsgestützte Know-how der Älteren sogar dann, wenn diese quantitativ weniger leisten würden.
Die breite Bevölkerung sieht es ähnlich, wie Umfragen für den Bundesverband deutscher Banken belegten: Für fast 58% der Deutschen gab es keinen Unterschied zwischen der Leistungsfähigkeit älterer und jüngerer Arbeitnehmer.
Auch Auswertungen des Mikrozensus, die das Institut für Wirtschaftsforschung Halle vornimmt, zeigten immer wieder: Es existiert kein allgemeines Altershandicap. Ob jemand als Leistungsträger anerkannt wird, hängt vielmehr von seiner beruflichen Stellung ab – also ob er als Arbeiter, Angestellter oder Selbstständiger tätig ist – sowie vom Einsatz, der Motivation und der Aktivität in Sachen Weiterbildung.
Seit langem beschäftigen sich auch Alterswissenschaftler und Psychologen mit der Frage, ob Menschen im Alter noch genau so leistungsstark sind wie in jüngeren Jahren. Forschungen haben gezeigt, dass es im Laufe eines Lebens zu einem Leistungswandel kommt.
Demnach nehmen im Alter beispielsweise die Kraft und das Reaktionsvermögen ab, die Fähigkeiten zu mehr Umsicht und Voraussicht aber zu. Dieser Wandel bedeutet aber nicht gleichzeitig eine Verschlechterung. Studien zeigen, dass die Leistungsunterschiede zwischen altersgleichen Arbeitnehmern größer sein können als diejenigen zwischen Personen verschiedenen Alters. Leistung hängt von einer Vielzahl individueller Motive ab sowie von sozialen Normen, Erwartungen, persönlichen Einstellungen, aber auch vom Bildungsniveau, den Lebensstilen sowie den Arbeitsbedingungen. Punkten kann die Generation 50-Plus vor allem mit dem viel beachteten Erfahrungswissen. Denn selbst Rationalisierungen und Innovationen lassen sich nicht ohne einen klugen Kopf dahinter vorantreiben.
Die hochtechnisierte Arbeitswelt verlangt viel Umsicht und Verantwortung – auch das also ein Fall für ältere Semester. Die Jungen hingegen bringen den Schwung: Sie sind meist risikobereiter, offener gegenüber technischen Neuerungen, spontaner, flexibler und mobiler.
Fazit: Der richtige Mix macht’s, denn Jung und Alt ergänzen sich gut, beispielsweise in gemischten Arbeitsgruppen. Der große Erfahrungsschatz Älterer wiederum nutzt Unternehmen etwa in bereichsübergreifenden Arbeitskräftepools, die eine Art „Inhouse-Consulting“ anbieten.
Analysen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge ist zwischen 1998 und 2006 der Anteil der über 50-Jährigen an allen Erwerbstätigen von 22,6 auf 25,7% oder um 1,5 Millionen gestiegen. Dagegen blieb die Zahl der unter 50-jährigen Beschäftigten über den Untersuchungszeitraum hinweg mit gut 27 Millionen nahezu stabil. Dass heutzutage anteilig mehr ältere Semester in Lohn und Brot stehen als früher, wird vor allem mit der besseren Qualifikation der Arbeitnehmer fortgeschrittenen Alters begründet. (IW Köln/ml)