Die Zahlen des „ARAG Deutschland Trend“ vom Herbst 2007 zeigen, dass vor allem die unverändert wirtschaftlich leistungsfähige bürgerliche Mitte für dieses Jahr nur einen zurückhaltenden Optimismus aufbringen kann – obwohl die Arbeitslosenzahlen den niedrigsten Stand seit langem erreicht haben, die Staatskassen sich zusehends füllen und Deutschland eine beispielhafte Produktivitätsbilanz vorzeigen kann.
Der Rückgang der Arbeitslosenzahlen ist ein eindeutiges Indiz für den positiven Konjunkturverlauf der vergangenen Monate. 58,7% der Befragten sind zuversichtlich, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und die Beschäftigungszahlen 2008 weiter steigen. Dennoch glaubt nur rund ein Drittel der Befragten, dass sich die Konjunktur im Jahr 2008 weiter gut entwickelt. Besonders auffällig ist, dass die große Mehrheit der Deutschen nicht glaubt, dass der wirtschaftliche Aufschwung im eigenen Geldbeutel ankommen wird: Gerade noch 30% erwarten für sich eine Steigerung des Einkommens. Noch weniger Deutsche denken, dass ihnen das kommende Jahr einen höheren Lebensstandard bescheren wird: 85% im Osten und 80% aller Befragten sehen überhaupt keine Möglichkeit, ihren Lebensstandard zu steigern. Im Durchschnitt erwarten 30,9%, dass die Kluft zwischen Arm und Reich wächst. In Ostdeutschland liegt dieser Wert um fast 10% höher (40,1%).
Die Diskrepanz zwischen der guten wirtschaftlichen Lage und den persönlichen Erwartungen schlägt sich deutlich in den Investitionsabsichten der privaten Haushalte nieder. Nur 9,5% der befragten Gruppe planen nennenswerte Investitionen (neues Auto, neue Möbel). Selbst bei kleineren Investitionen (Fernseher, Urlaub) steigt der Wert auf nur 17,7%. Anders formuliert: Bei mehr als 80% der relativ wohlhabenden Mittelschicht bleibt das Portemonnaie auch im Jahr 2008 ziemlich verschlossen. Die bisherige Gleichung, wonach eine gute Konjunktur automatisch einen steigenden privaten Konsum nach sich zieht, scheint für die Gruppe der Angestellten, Facharbeiter und Selbstständigen nicht mehr aufzugehen. Es zeigt sich, dass die zurückhaltenden Lohnrunden der vergangenen Jahre die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft klar verbessert haben und die Arbeitslosigkeit sinkt. Zugleich lässt diese maßvollere Lohnpolitik die bürgerliche Mitte unserer Gesellschaft sparsamer werden. Die Rekordpreise für Sprit und Energie tun ein Übriges, um diesen Trend weiter zu stärken.
Im Vergleich zum „ARAG Deutschland Trend“ vom Frühjahr 2007 ist das Stimmungsbild aber nicht mehr ganz so trist. Die damalige Umfrage sorgte für Aufsehen, weil sich insgesamt knapp 90% der Befragten aus der bürgerlichen Mitte von einem sozialen Abstieg bedroht fühlten.
Für die Studie „ARAG Deutschland Trend“ zur Einschätzung der bürgerlichen Mitte in Deutschland werden zweimal jährlich von TNS Emnid im Auftrag der ARAG Allgemeine Rechtsschutz-Versicherung über 1000 Bürger befragt. (ots/ml)