Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) erwartet für 2008 und 2009 eine positive Wirtschaftsentwicklung: Ein abgeschwächtes, aber anhaltendes Wachstum, eine geringere Inflation sowie steigende Löhne – das sind die Voraussagen der gestern vorgestellten DIW-Konjunkturprognose. Das Wirtschaftswachstum wird demnach 2008 bei 2,1% liegen, die Teuerung auf unter 2% zurückgehen. Bei den Löhnen sagt das DIW Berlin für 2008 erstmals seit 2003 wieder einen realen Anstieg voraus. Kritik übte DIW-Präsident Klaus F. Zimmermann an der Bundesregierung: „Die Koalition hat die Chancen des Booms bisher nicht ausreichend genutzt“.
Auch wenn das Wachstum 2008 etwas schwächer ausfalle als 2007 – die wirtschaftliche Gesamtsituation bleibe 2008 so günstig wie seit langem nicht, ermuntert der DIW-Präsident die Deutschen. Fatal sei allerdings, dass die Bundesregierung die derzeitige günstige Situation nicht so nutze, dass die Deutschen dauerhaft gestärkt in schwierigere Zeiten hineingehen können. Als Beispiel nannte Zimmermann die Verlängerung der Bezugszeiten beim Arbeitslosengeld I, die nur deshalb beschlossen worden sei, weil derzeit Geld in der Kasse sei. Deshalb seien beim nächsten konjunkturellen Dämpfer Milliardendefizite vorprogrammiert, so Zimmermann weiter. Mitten im Abschwung die Arbeitslosenbeiträge dann deutlich anheben zu müssen, sei das genaue Gegenteil einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik.
Triebfeder der weiter positiven Konjunkturentwicklung sei der private Konsum, der 2008 und 2009 von einer höheren Beschäftigung profitieren werde. So werde die Zahl der Arbeitslosen bis 2009 auf unter 3,5 Millionen sinken. Erstmals seit Jahren können sich Arbeitnehmer 2008 auch wieder über Reallohnsteigerungen freuen, prognostiziert das DIW. Damit komme auch das Sinken der Lohnquote – also der Anteil von Löhnen und Gehältern am Gesamteinkommen – zum Stillstand.
Der enorme Preisschub von 2007 bei Energie- und Lebensmittelpreisen werde sich zudem nicht wiederholen, gibt das DIW Berlin Entwarnung.
Ein Dollarkurs von 1,50 Euro, ein Ölpreis zwischen 90 und 100 Dollar pro Barrel, ein Abflauen der Konjunktur in den USA, der weltgrößten Volkswirtschaft – für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft klingen diese Rahmendaten alles andere als verheißungsvoll. Die Konjunkturexperten des DIW Berlin bleiben dennoch gelassen, auch und gerade mit Blick auf die Exportwirtschaft. So senkt beispielsweise der hohe Wert des Euro die großteils in Dollar berechnete deutsche Energierechnung. Positiv macht sich auch die steigende Energieeffizienz bemerkbar. Auch andere Importe, etwa bei Rohstoffen und Lebensmitteln, werden durch den hohen Eurokurs günstiger.
Die deutsche Exportwirtschaft müsse für 2008 zwar mit Einbußen rechnen – dennoch bleibe der Weltmarktanteil deutscher Exporte konstant. Für 2009 sei wieder mit einem Exportwachstum zu rechnen. Der Grund liege in der Struktur der exportierten Güter: So sind deutsche Exportfirmen häufig hoch spezialisiert und behaupten sich auch technologisch als Weltmarktführer – Importeure können oder wollen daher auch bei höherem Eurokurs nicht auf andere Anbieter ausweichen. (DIW/ml)