Derzeit wird von Gewerkschaftsseite und der politischen Linken ein Mindeststundenlohn von 7,50 Euro gefordert. Eine aktuelle Auszählung des „Sozio-oekonomischen Panels“ durch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ergab, dass im Jahr 2006 in Ostdeutschland fast jeder fünfte und in Westdeutschland jeder zwölfte abhängig Beschäftigte weniger als 7,50 Euro je Stunde verdiente. Aber die Experten warnen dennoch vor einer möglichen Arbeitslosigkeit durch einen Mindestlohn.
Ein Mindestlohn von 7,50 Euro entspräche bei einer 40-Stunden-Woche ca. 1300 Euro brutto monatlich. Im Jahr 2000 befanden sich in Ostdeutschland 25% und in Westdeutschland 9% in dieser Gruppe. In Frankreich mit einem dem deutschen ähnlichen Sozialsystem erhielten 16,8% der Beschäftigten den Mindestlohn in Höhe von 1254 Euro je Monat. In Spanien hingegen liegt der monatliche Mindestlohn bei 666 Euro und wurde 2005 von weniger als einem Prozent der Arbeitnehmer bezogen.
Bei Einführung eines Mindestlohns in Deutschland ist unklar, wie der Arbeitsmarkt darauf reagieren würde. Vermutlich sind die Beschäftigten, die bislang weniger als den Schwellwert verdienen, potentiell von Arbeitslosigkeit bedroht, warnen die Experten des Instituts. Dies gelte insbesondere für geringqualifizierte Erwerbstätige. Sollte der Mindestlohn nicht durch ihre Produktivität gedeckt sein, dürften diese Arbeitsplätze tatsächlich wegfallen.
Die Unternehmen könnten aber auf die Einführung eines Mindestlohns auch mit einer Ausweitung der unbezahlten Mehrarbeitsstunden reagieren. Das wiederum würde dazu führen, dass ein Teil der Beschäftigten überflüssig wird. Hinzu kommt, dass qualifizierte Arbeitskräfte, die nahe an der Mindestlohngrenze verdienen, einen Anreiz haben, höhere Löhne einzufordern, um einen der Qualifikation gerechten Lohnabstand herbeizuführen.
Wie sich die Einführung des Mindestlohns auf den Anstieg der Arbeitskosten bei den Unternehmen insgesamt auswirkt, ist nicht genau abschätzbar. Bei erhöhten Kosten werden die Unternehmen versuchen, über die Anhebung der Preise ihre Ertragssituation zu sichern. Dadurch würde das allgemeine Preisniveau angehoben und folglich der Reallohn sinken. Das führe letztendlich dazu, dass das sozialpolitisch motivierte Ziel von Arbeit mit existenzsichernden Löhnen für alle erneut nicht erreicht werde, warnen die Experten. (IWH/ml)