Der deutsche Mittelstand boomt. Nahezu in allen Branchen korrigierten die Unternehmen ihre Wachstums- und Profitabilitätsziele für 2008 deutlich nach oben. Gegenüber der Befragung vom Vorjahr rechnen die Betriebe mit einem fast doppelt so hohen Anstieg der Gewinne von durchschnittlich 5,0 auf 9,3%. Das geplante Umsatzwachstum klettert von 7,6 auf 9,8%. Damit liegt es viermal so hoch wie das prognostizierte Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts und doppelt so hoch wie das Weltwirtschaftswachstum.
Insgesamt plant jedes fünfte Mittelstandsunternehmen überdurchschnittliche Umsatz- und Profitabilitätssteigerungen von jeweils mehr als 10%. Dies sind die Ergebnisse des aktuellen Mittelstands-EKGs der Unternehmensberatung candidus in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftswoche und dem Handelsblatt.
Die Automobilbranche hat besonders stark vom Aufschwungjahr 2007 profitiert. Die Kfz-Bauer rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatzwachstum von rund 11%, doppelt so viel wie im Vorjahr. Zudem schrauben sie ihre Ziele für das Ertragswachstum deutlich nach oben, von 3,9% in 2007 auf 10,0% für das laufende Geschäftsjahr. Noch deutlicher fallen die Profitabilitätssprünge im Maschinen- und Anlagenbau aus. Für dieses Jahr gehen die Unternehmen von einem Wachstum ihrer Profite von 11,6% aus. Das entspricht einem Anstieg um fast 7 Prozentpunkte gegenüber dem letzten Jahr. Die einzigen Branchen, die ihre Umsatzwachstumsprognose im Vergleich zum Vorjahr leicht senken, sind Medien- und Technologieunternehmen sowie Chemie- und Pharmabetriebe.
Das Rezept erfolgreicher Mittelstandsunternehmen besteht in der konsequenten Umsetzung von Produktinnovation und Internationalisierung. So drängen mehr als 80% verstärkt in internationale Märkte, um ihre Absatzplattform auszubauen. Hier liegt der Schwerpunkt nach wie vor in der Erschließung der osteuropäischen Märkte Russlands, Rumäniens und Bulgariens. 91% der befragten Betriebe planen, sich durch Produktinnovationen vom Wettbewerb abzugrenzen und so Wachstumsimpulse zu realisieren.
80% der Umfrageteilnehmer investieren in modernere IT-Systeme und fachliche Kompetenz. Damit wollen die Unternehmen ihre Anfälligkeit für kurzfristige Konjunkturschwankungen weiter reduzieren. Überraschend ist allerdings, dass trotz der aktuellen Umwelt- und Energiedebatte nur 43% des Mittelstands in diesem Bereich akuten Handlungsbedarf sehen.
Beim Ausblick auf die kommenden Jahre sind die befragten Mittelständler allerdings vorsichtig: Nach 2008 erwartet die Mehrheit eine weiterhin schwächere Wachstumsdynamik. Vor allem Betriebe, die in diesem Jahr noch zu den Gewinnern in Sachen Umsatz- und Profitabilitätswachstum gehören, bereiten sich bereits jetzt auf eine mögliche Abkühlung der Konjunktur vor.
An der Befragung zwischen Juni und September 2007 nahmen insgesamt 303 Fach- und Führungskräfte teil. (ots/ml)