Von 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verfügen 20 über einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn. 12 davon haben die untere Lohngrenze zum Jahresbeginn angehoben, meldet das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Nachdem Großbritannien, Frankreich und Irland die niedrigsten erlaubten Stundenlöhne bereits im letzten Sommer oder Herbst aufgestockt hatten, haben zum Jahreswechsel die meisten mittel- und osteuropäischen Länder, Malta, Spanien und Portugal sowie Belgien und die Niederlande ihr gesetzliches Minimum nach oben angepasst.
Auch in Großbritannien wurde die Lohnuntergrenze im Jahresverlauf deutlich heraufgesetzt – um 3,2% von 5,35 Pfund auf 5,52 Pfund. Da aber der Wechselkurs der britischen Währung im Verhältnis zum Euro in den vergangenen Monaten massiv gesunken sei, verwandele sich der reale Zuwachs bei der Umrechnung in einen scheinbaren Rückgang, relativiert Dr. Thorsten Schulten, Tarifexperte im WSI die Steigerung in Großbritannien.
In den westeuropäischen Euro-Ländern liegen die Mindestlöhne jetzt dennoch über acht Euro. Im Vergleich zum Januar 2007 stiegen sie zwischen gut 2% in Frankreich und mehr als 4% in Irland. In Luxemburg, das den höchsten gesetzlichen Mindestlohn in der EU hat, änderte sich im Jahresverlauf nichts. Hier ist die nächste Erhöhung aber für März 2008 geplant.
Mit Blick auf die absolute Höhe der Mindestlöhne lassen sich neben den westeuropäischen Ländern zwei weitere Gruppen unterscheiden: In Südeuropa liegen die untersten erlaubten Stundenlöhne nun zwischen 2,55 Euro und 3,80 Euro. In Spanien, Portugal und Griechenland stiegen die Mindestlöhne im Jahresvergleich um jeweils mehr als 5%, der Mindestlohn in Malta wurde um gut 2% erhöht.
In den mittel- und osteuropäischen Staaten sind die Mindestlöhne absolut am niedrigsten. Allerdings holen die meisten dieser Länder langsam, aber kontinuierlich auf. So wurden die Lohnuntergrenzen, in Polen, Bulgarien und Rumänien sowie in den baltischen Staaten im Jahresvergleich um 20 bis 33% angehoben. In der Slowakei, Ungarn und Slowenien liegt die Steigerungsrate zwischen gut 3 und fast 7%, lediglich in Tschechien gab es keine Anhebung. Die weite Verbreitung und die regelmäßigen Erhöhungen zeigten, dass Mindestlöhne in der großen Mehrheit der europäischen Staaten als Erfolgsmodell gesehen werden, behauptet das Institut. (idw/ml)